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Mit dem Aufzug zum Deluxe-Späti

So lebt man, wenn man Geld hat: direkt hinterm Berliner KaDeWe mit Concierge und Exklusivlift in die Delikatessenabteilung

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 4 Min.
Berlin ist hip. Dies zieht nicht nur Normalsterbliche in die Metropole, sondern auch betuchteres Publikum aus aller Welt, das standesgemäß wohnen will.

»Und wenn Sie es ganz gemütlich haben wollen, dann rufen Sie einfach den Concierge an und lassen sich den den Champagner in die Wohnung liefern«, sagt Michael Ries. So ganz kann man sich den Luxus, den der Immobilienmakler einem schmackhaft machen will, noch nicht vorstellen. Schließlich ist das künftige Penthouse noch eine Baustelle. Doch die ist für eine einzelne Wohnung nicht gerade klein: 350 Quadratmeter verteilt über zwei Stockwerke, getoppt von einer 80 Quadratmeter großen Dachterrasse mit Blick auf die Gedächtniskirche.

Auch für den Makler im Nadelstreifenanzug ist dieses exquisite Objekt in solch exponierter Lage »etwas Besonderes«, was er so »noch nie hatte«. Den wohlklingenden Namen »Maison Ouest« haben Ries und seine Makler den beiden Häusern gegeben, von denen das Penthouse ein Teil ist. Sie befinden sich in der Passauer und Ansbacher Straße am Wittenbergplatz - direkt hinter dem KaDeWe. 26 Wohnungen für solvente Eigentümer entstehen da. Das Highlight: ein eigener Aufzug bis in die Lebensmittelabteilung des Konsumtempels. Das Kaufhaus des Westens quasi als exklusiver Späti für Reiche.

Wer es ganz exquisit haben will, kann sich vom Concierge den »Champagner der Zaren« bringen lassen. Über 100 Jahre ist der Schaumwein alt, mehr als 80 davon lagerte er in einem Schiffswrack auf dem Meeresboden, bis er 1998 wieder gehoben wurde. Kostenpunkt: 4500 Euro die Flasche. Wer es noch teurer haben will, kann sich seine Cola vielleicht mit einem »Johnnie Walker Blue 1805« strecken. Von diesem Whisky wurden nur 200 Flaschen abgefüllt. Zu haben ist er für schlappe 23 000 Euro. Die obligatorische Schale Erdbeeren zum Schampus ist da bei einem Preis von fünf Euro wohl doch fast zu ordinär.

Wer in dieses Haus einzieht, für den ist wohl der Begriff Gentrifizierung ein Fremdwort. Während die Bundesregierung sich nun durchgerungen hat, eine halbherzige Mietpreisbremse zu beschließen, weil es immer mehr Menschen schwerfällt, eine bezahlbare Wohnung zu finden, gehören Ries’ Kunden zum obersten Prozent der Gesellschaft. Sie wollen im Luxus leben und können es sich auch leisten.

Den Concierge wollen die Makler da nicht als Marketinggag verstanden wissen. »Die Leute, die hier gekauft haben, erwarten solch ein Angebot geradezu.« Denn in diesem Preissegment ist der Kunde nicht nur König - er will auch als solcher behandelt werden. »Was er will, das bekommt er«, meint Ries. Notfalls gibt es auch Blattgold im Badezimmer.

Wohl eher war der Aufzug ins KaDeWe ein Marketinggag. Denn um genügend kaufkräftige Kundschaft für so ein Objekt zu finden, muss man auf der ganzen Welt suchen. So arbeitet die Pantera AG, deren Vorstand Ries ist, mit der Immobiliensparte des weltberühmten Auktionshauses Southeby’s zusammen. Vor allem Reiche aus China, Russland, Dubai und Abu Dhabi zieht das hippe Berlin an - und das 350-Quadratmeter-Penthouse in bester Lage als Ferienwohnung.

Dafür mussten die Bewohner in spe einiges hinblättern. Bei knapp 5000 Euro pro Quadratmeter fängt der Kaufpreis an - und steigt mit den Treppen. Das Penthouse ist schlappe 3,5 Millionen Euro wert. Bei rund 10 000 Euro pro Quadratmeter ist dies sogar ein Schnäppchen auf dem Berliner Luxuswohnungsmarkt. Erst im August diesen Jahres wurde die »wohl teuerste Wohnung Berlins« verkauft - ein 260 Quadratmeter großes Penthouse am Hausvogteiplatz in Berlin Mitte. Der Preis lag bei 22 000 Euro pro Quadratmeter.

»Das ist die charakteristische Entwicklung des Immobilienmarktes der Bundeshauptstadt während der letzten Jahre, die Preissteigerung«, meint Ries. Seit Anfang des Jahrtausends ist die Pantera AG in Berlin tätig. Seitdem habe sich der Markt für luxuriöse Wohnungen rasant entwickelt. So rasant, dass es dem Immobilienmakler fast schon unheimlich wird. Dass die Preisentwicklung nicht aufzuhalten ist, sieht er nämlich auch nicht gerne. Von einem »Verdrängungswettbewerb« im Luxuswohnungsmarktsegment spricht er. Sein Problem ist nämlich, dass er auf Altbauten spezialisiert ist. Und mittlerweile sind passende Objekte nur noch »sehr schwer« zu finden.

Dabei ist in Sachen Spekulation in Berlin noch Luft nach oben. In anderen Metropolen würden solche Objekte bereits während der Bauphase zwei bis drei Mal den Besitzer wechseln. Die Käufer im »Maison Ouest« würden noch keinen Profit erzielen wollen, meint Ries: »Eine übliche Rendite mit einer Vermietung ist bei einem Luxusobjekt nicht darstellbar. Das will man einfach haben und selbst darin wohnen.«

So ganz stimmt die These jedoch auch für Berlin nicht mehr: Der Käufer eines Penthouses konnte dem Versuch, mit seiner Superluxuswohnung Rendite zu machen, dann doch nicht widerstehen. Er verkaufte sie noch während der Bauphase wieder und machte rund 1000 Euro pro Quadratmeter Gewinn. Für Ries der Beweis, dass »wir als Projektentwickler das richtige Projekt ausgewählt haben und beim Erstverkauf sogar höhere Preise möglich gewesen wären«.

Fotos: Anja Märtin

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