Oper statt Autobahn
Tobias Riegel über die Berliner Kultursubventionen
Tim Renner, Kultur-Staatssekretär von Berlin, hat angeregt, die Preise der hauptstädtischen Theatertickets zu untersuchen: sie seien zu billig. Dem können wahrscheinlich spontan viele Menschen zustimmen. Was sollte man schon dagegen einwenden, dass Gutbetuchte an der Opernkasse, an der sie laut Volksmund sowieso unter sich sind, 20 Euro mehr bezahlen?
Renner will an die Subventionen und auch an die Preise für sozial Benachteiligte angeblich nicht ran, dennoch ist der Vorschlag Wasser auf die Mühlen der Subventionsfeinde. Die »Kulturinfarkt«-Propheten oder jene, die meinen, »die Schnösel« sollten »ihre Hochkultur« selber zahlen, fühlen sich angefeuert. Dass der Nachfolger von André Schmitz, der seinen Etat immer zu verteidigen wusste, so die offene Flanke der Kulturfinanzierung anbietet, ist merkwürdig.
Lässt man diese (mit Renners Vorschlag nicht gemeinte, aber geförderte) Kulturkürzungs-Debatte zu, erringen die neoliberalen Schreihälse die Oberhand. Und: Dass der Kitaplatz noch fehlen wird, auch wenn die Opern sparen, dass auch die »freie Szene« dann noch darben wird, ist eine alte Haushalts-Lehre: Was man der Kultur wegnimmt, ist verloren und taucht nicht woanders als soziale Wohltat wieder auf. Auch als Opernfeind sollten einem also die beseelenden und Gäste lockenden Subventionsgräber allemal wichtiger sein als eine Defizitsenkung von 0,0001 Prozent oder 50 Meter neue Stadtautobahn.
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