Kein Strom aus der Wüste

Der Industrie-Initiative Desertec sind die Gesellschafter abhanden gekommen - stark geschrumpft macht sie als Berater und Dienstleister weiter

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Im großen Stil wollte die Industrie-Initiative Desertec in Nordafrikas Wüste Strom erzeugen. Von einst 50 Beteiligten machen nur noch drei weiter - als Dienstleister für Gesellschafter bei künftigen Projekten.

Rom/München. Das Wüstenstrom-Projekt Desertec führt künftig nur noch ein Schattendasein: Stark verkleinert, werde sich die Desertec-Industrial-Initiative (Dii) fortan auf Dienstleistungen für die Gesellschafter bei konkreten Projekten im Nahen Osten und in Nordafrika konzentrieren, teilte das Unternehmen am Dienstag in Rom mit. Als Gesellschafter blieben nur noch drei Unternehmen übrig: Der Stromerzeuger RWE, der saudi-arabische Energiekonzern Acwa Power und der chinesische Netzbetreiber SGCC.

Die Desertec-Initiative war vor fünf Jahren mit dem Ziel gestartet, Sonnen- und Windenergie in den nordafrikanischen Wüsten zu erzeugen und zum großen Teil nach Europa zu exportieren. Ab dem Jahr 2050 wollte Desertec rund 15 Prozent des gesamten europäischen Strombedarfs decken. Zu den Gesellschaftern zählten beispielsweise RWE, die Deutsche Bank und Munich Re, der US-Solarmodulhersteller First Solar, der Projektentwickler Maurisolaire aus Mauretanien oder der chinesische Stromnetzbetreiber Stade Grid Corporation of China. Die neuen Kraftwerke und Hochspannungstrassen sollten 400 Milliarden Euro kosten. Aber die offene Finanzierung, die politischen Umbrüche und Bürgerkriege in der Region, der Ausbau der Wind- und Solarenergie in Deutschland und zuletzt der Absprung wichtiger Gesellschafter wie Siemens, Bosch, Eon oder Bilfinger und die HSH Nordbank ließen die Verwirklichung der Vision immer weiter in die Ferne rücken.

Von einst rund 50 Gesellschaftern und Partnern machen jetzt noch drei weiter. Die Münchener Rückversicherung, die die Wüstenstrominitiative 2009 mit aus der Taufe gehoben hatte, erklärte am Dienstag, Desertec habe den Boden bereitet - jetzt stünden stärker projektbezogene Aufgaben an. Sie ziehe sich deshalb zurück.

Geschäftsführer Paul van Son sagte: »Erneuerbare Energien haben beim Start von Dii vor fünf Jahren im Nahen Osten und Nordafrika kaum eine Rolle gespielt. Das ist heute völlig anders.« Rund 70 Projekte seien inzwischen realisiert oder in der Umsetzung. Dii habe mit Überzeugungsarbeit, Grundlagenstudien und Länderstrategien geholfen. Diese Phase sei jetzt abgeschlossen. Son selbst wechselt zum Jahresende zu RWE. dpa/nd

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