Ökostromumlage sinkt erstmals - um 0,07 Cent

Überschuss auf dem Ökostromkonto der Netzbetreiber / Grüne: Gabriel verhindert deutliche Entlastung bei den Strompreisen für Verbraucher

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Im Jahr 2000 wurde die EEG-Umlage eingeführt, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern. 2015 wird sie zum ersten Mal sinken - zu fallenden Strompreisen wird das voraussichtlich aber nicht führen.

Berlin. Die Umlage für die Förderung von Ökostrom wird im kommenden Jahr erstmals seit ihrer Einführung im Jahr 2000 sinken. Die sogenannte EEG-Umlage falle von derzeit 6,24 Cent auf 6,17 Cent pro Kilowattstunde, gaben die vier großen Stromnetzbetreiber am Mittwoch bekannt. Dies sei ein Rückgang um 1,1 Prozent. Mit der Umlage wird der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland finanziert. Sie wird auf den Strompreis aufgeschlagen.

Grund für den leichten Rückgang ist einerseits ein Überschuss auf dem Ökostromkonto der Netzbetreiber von knapp 1,4 Milliarden Euro zum 30. September 2014. Ein Jahr zuvor hatte dort noch ein Defizit von 2,2 Milliarden Euro gestanden. Gleichzeitig werde die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien im nächsten Jahr allerdings weiter ansteigen, teilten die Netzbetreiber unter Verweis auf Prognosen unabhängiger Gutachter mit. Der Anstieg um mehr als zehn Terawattstunden auf dann insgesamt 160 Terawattstunden werde vor allem durch Windenergie an Land und auf dem Meer sowie Biomasse verursacht.

Die EEG-Umlage

Im Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) ist festgelegt, dass Betreiber einer Solar-, Windkraft-, Wasserkraft- oder Biogasanlage nach dem Anschluss ans Netz auf 20 Jahre garantiert eine fest Vergütung erhalten. Davon wird der für den Strom erzielte Preis abgezogen, der Rest wird über die Umlage gezahlt. Mittelfristig soll die Fördergarantie auslaufen. Die Milliardenförderung ist hoch umstritten, da sie zu Wettbewerbsverzerrungen führen kann. Aber zugleich gab es so enorme Fortschritte bei Solaranlagen und Windrädern. Dadurch kann heute deutlich billiger Strom produziert werden. Ab 2015 betragen die Vergütungen nur noch im Schnitt 12 Cent je Kilowattstunde. dpa/nd

 

Verbraucherschützer verweisen auf seit Jahren sinkende Einkaufspreise für Strom, was auch mit der starken Zunahme der Ökostrom-Produktion zusammenhängt. »Viele Versorger müssten nach unseren Berechnungen die Strompreise senken«, sagte der Energieexperte der NRW-Verbraucherzentrale, Udo Sieverding, der dpa.

Die Grünen warfen Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) vor, eine deutliche Entlastung der Bürger bei den Strompreisen zu verhindern. »Gabriel hat die großzügigen Befreiungen für die energieintensive Industrie ausgeweitet«, sagte die energiepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Julia Verlinden, mit Blick auf die Ökostrom-Umlage für 2015. Die Industrierabatte von rund fünf Milliarden Euro im Jahr zahlen die anderen Verbraucher mit.

Die Ökostrom-Umlage macht rund 18 Prozent des Strompreises aus, der derzeit für Haushaltskunden etwa 29 Cent je Kilowattstunde beträgt. Kohle- und Atomenergie wurden seinerzeit mit Milliardensummen direkt über Steuergelder subventioniert - und etwaige Umwelt-, Gesundheits- und Klimaschäden sind nicht Teil der Stromrechnung. Die Ökostrom-Förderkosten sind transparenter, aber dadurch wird auch die Höhe für alle Verbraucher sofort spürbar. AFP/nd

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