Zweite Pflegekraft in Texas mit Ebola infiziert
In Klinik war verstorbener Patient aus Liberia betreut worden / US-Gesundheitsbehörde gesteht Fehler ein / WHO prognostiziert bis zu 10 000 neue Fälle pro Woche in Westafrika
Washington. In Texas hat sich eine zweite Krankenhaus-Pflegekraft mit dem Ebola-Virus infiziert. Dies teilte das Gesundheitsministerium des US-Bundesstaates am Mittwoch mit. Die Pflegekraft habe am Dienstag Fieber bekommen und sei sofort auf die Isolierstation gekommen. Inzwischen wurde sie positiv auf Ebola getestet. Wie eine bereits zuvor erkrankte Krankenschwester hatte die nun betroffene Pflegekraft in der Klinik Texas Health Presbyterian in Dallas einen inzwischen verstorbenen Ebola-Patienten aus Liberia betreut.
In der Klinik in Texas war der Ebola-Patient Thomas Eric Duncan behandelt worden, der in der vergangenen Woche starb. Der aus Liberia stammende Mann hatte sich in seiner Heimat infiziert. Die Krankheit wurde bei ihm aber erst festgestellt, nachdem er Ende September zu einem Familienbesuch nach Texas gereist war.
Am Wochenende wurde dann bei einer Krankenschwester, die Duncan pflegte, das gefährliche Virus diagnostiziert. Wie sie sich trotz Schutzkleidung und strenger Sicherheitsvorkehrungen infizierte, ist unklar. Es handelte sich um die erste Übertragung des hochgefährlichen Erregers in den USA.
Inzwischen wurden von den Gesundheitsbehörden mehr als 70 Krankenhausmitarbeiter unter Beobachtung gestellt, die bei der Behandlung Duncans mit dem Virus in Kontakt gekommen sein könnten. Sie werden auf Fieber und andere Symptome der Krankheit hin überwacht. Die Gesundheitsbehörden beobachten zudem weitere 48 Menschen, die mit Duncan vor der Einlieferung ins Krankenhaus Kontakt gehabt haben könnten. Der Chef der US-Seuchenbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention), Tom Frieden, hatte bereits am Montag davor gewarnt, dass der Infektion der Krankenschwester weitere Fälle folgen könnten. Nach Angaben von »Spiegel Online« behaupten Kollegen der infizierten Pflegerin, es habe gar keine Richtlinien für den Umgang mit dem Virus gegeben.
US-Präsident Barack Obama hat die Welt aufgerufen, im Kampf gegen Ebola mehr zu tun. Es gebe eine Reihe von Staaten, die sich bisher nicht engagiert hätten, obwohl sie über die nötigen Kapazitäten verfügten, sagte Obama am Dienstag in Washington. Aber selbst die Länder, die schon Beiträge leisteten, müssten sich noch stärker einsetzen. »Die Welt als Ganzes tut nicht genug«, sagte Obama. Dabei seien alle Bevölkerungen direkt bedroht, es gebe keinen Ort, »der mehr als ein paar Flugstunden entfernt ist«. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zuvor eine erschreckende Prognose veröffentlicht. Sie erwartet bis Dezember pro Woche zwischen 5000 und 10 000 neue Ebola-Fälle in Westafrika. nd/Agenturen
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