Nigeria gilt als frei von Ebola

Damit hat nach Senegal ein zweites afrikanisches Land die tödliche Krankheit besiegt

  • Anne Gonschorek, Kapstadt
  • Lesedauer: 4 Min.
Mit Nigeria gilt ein zweites afrikanisches Land als ebolafrei. Es ist das Ergebnis eines sofortigen Einsatzes gegen die Krankheit. Doch bis zur Beendigung der Krankheit in ganz Westafrika ist es ein weiter Weg.

Der Kampf gegen Ebola zeigt Erfolge. Nachdem die Weltgesundheitsorganisation WHO am Freitag offiziell erklärte, dass Senegal den Ebolavirus erfolgreich bekämpft hat, folgte am Montag Nigeria. Das bevölkerungsreichste Land Afrikas hatte sechs Wochen keine neuen Erkrankungsfälle mehr und wird für seine umgehende Reaktion auf den Ausbruch gelobt.

Der derzeitige Ausbruch kostete bereits mehr als 4500 Menschen in Westafrika das Leben. Am härtesten betroffen sind Liberia, Guinea und Sierra Leone, wo Schätzungen zufolge etwa 70 Prozent der Infizierten starben. Die Entwicklung in Lagos zeigt allerdings, wohin die richtigen Maßnahmen zur richtigen Zeit führen.

Mit über 170 Millionen Einwohnern ist Nigeria Afrikas bevölkerungsreichstes Land. Beobachter hatten befürchtet, dass die Krankheit deshalb hier besonderes schnell um sich greifen würde. Tatsächlich ist die Situation in anderen Ländern Westafrikas außer Kontrolle geraten. Nigeria erhielt nach 42-tägiger Inkubationszeit den Status ebolafrei. »Dies ist eine spektakuläre Erfolgsgeschichte«, sagte WHO-Sprecher Rui Gama Vaz.

Die letzte Neuerkrankung in Nigeria wurde am 5. September festgestellt. Experten glauben, dass das Land die richtigen Maßnahmen ergriff, um den Virus einzudämmen. »Nigeria handelte schnell und früh in großem Umfang«, sagte John Vertefeuille von der US-Seuchenschutzbehörde Centers for Disease Control and Prevention. »Sie handelten offensiv, insbesondere was das Nachvollziehen von Kontakten angeht.«

Das erfreuliche Ergebnis ist medizinischer Detektivarbeit zu danken. Alles begann mit dem amerikanisch-liberianischen Bürger Patrick Sawyer. Er brach am Flughafen in Lagos zusammen, und man vermutete zunächst, er leide an Malaria. Bis die Eboladiagnose endlich bestätigt werden konnte, hatten sich bereits elf Angestellte der Privatklinik infiziert, in der er behandelt wurde. Vier von ihnen starben später.

Eine Expertengruppe identifizierte und fand jede Person, die mit dem Patienten in Kontakt gekommen sein könnte. Sie begannen mit den Angestellten der Klinik und deren Familien und weiteten die Suche aus. Die anfängliche Liste mit 281 Namen kam schnell auf 894. Jede dieser Personen wurde wiederholt besucht und auf Symptome hin untersucht.

Spezialisten kalkulierten dann, wie viele Menschen in einem bestimmten Radius um die 894 unter Beobachtung stehenden Personen herum lebten. Beamte und Freiwillige besuchten jeden einzelnen von 26 000 Haushalten. Die Gemeinden wurden in den Prozess einbezogen und davon überzeugt, so ehrlich wie möglich über ihren Umgang und Kontakt auszusagen. Insgesamt gab es lediglich 19 Infizierungen und acht Todesfälle in Nigeria, darunter auch Sawyer.

Idealerweise würde diese penible Herangehensweise nun in ganz Westafrika angewandt werden. »Wir müssen uns allerdings im Klaren darüber sein, dass wir nur eine Schlacht gewonnen haben. Der Krieg endet erst dann, wenn ganz Westafrika ebolafrei erklärt wird«, so Vaz. Doch selbst wenn man Armut und politische Situation betroffener Länder ignoriert, könnte es bereits zu spät sein. Ein einziger übersehener Fall könnte zu einer Reihe Neuerkrankungen führen. Experten fürchten, dass der Ausbruch inzwischen so weit verbreitet ist, dass eine Identifizierung von jedem einzelnen Fall schlicht unmöglich wäre. Das heißt, dass der Ebolavirus sich noch jahrzehntelang halten könnte.

Entwarnung in Madrid

Die spanische Ebolapatientin ist dabei, die Krankheit zu überwinden. Die Pflegehelferin wies bei einem Test keine Ebolaviren mehr auf. Dies gab die Expertenkommission der spanischen Regierung am Sonntagabend in Madrid bekannt. Ein zweiter Test innerhalb von 48 Stunden solle diesen Befund bestätigen, teilte eine Sprecherin der Familie der Patientin in der Carlos-III-Klinik mit.

Die 44-Jährige hatte sich bei der Behandlung eines Ebolakranken, der aus Westafrika nach Spanien ausgeflogen worden war, mit dem Virus infiziert. Dies war die erste Ebolaübertragung von Mensch zu Mensch in Europa gewesen. Die Frau sei in einer euphorischen Stimmung, sagte die Sprecherin. Sie habe zu verstehen gegeben, dass sie sich fast in der Lage fühle, das Krankenhaus zu verlassen. Sie wird aber noch in der Klinik bleiben müssen. Die Ärzte wollen ausschließen, dass das Virus erneut auftritt. Außerdem seien die Lungen vom Virus stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Bei den 15 Kontaktpersonen, die sich wegen Ebolaverdachts zur Beobachtung in der Isolierstation aufhalten, wurden laut den Ärzten bislang keine Symptome festgestellt.

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