Waren hat seinen Bahnhof wieder
Eine Plauener Firma hatte das Gebäude offenbar zu Spekulationszwecken ersteigert
Waren. Der denkmalgeschützte Bahnhof im Heilbad Waren an der Müritz ist wieder im Besitz der Stadt. »Wir haben das Vorkaufsrecht für das Bahnhofsgebäude durchgesetzt«, sagte Stadtbauamtsleiter Gunter Lüdde der dpa. Die bisherigen Käufer seien damit endgültig aus dem Rennen.
Das Gebäudeensemble war im Juni auf einer Versteigerung der Deutschen Grundstücksauktionen AG in Berlin einer Firma aus Plauen in Sachsen zugesprochen worden. Diese soll dann jedoch kein schlüssiges Konzept vorgelegt haben, hieß es im Rathaus. »Ein ähnlicher Fall ist uns in Mecklenburg-Vorpommern nicht bekannt«, sagte Arp Fittschen vom Städte- und Gemeindetag in Schwerin.
Damit geht ein jahrelanges Ringen um den Bahnhof an der Intercity-Strecke Berlin-Rostock zu Ende. Die Immobilie sei vermutlich nur zu Spekulationszwecken erworben worden, sagte Lüdde. Die Plauener Firma habe auch schon andere Bahnhöfe - so in Sachsen und Sachsen-Anhalt - erworben, wo es ebenfalls Probleme gegeben habe. »Letztlich hat die Firma auch keinen Protest angemeldet, dass das jetzt so läuft«, so Lüdde.
»Eine Kommune kann sich so durchsetzen, wenn sie befürchtet, dass ein wichtiger Teil der Gemeinde sich nicht so entwickelt wie gedacht«, erklärte Fittschen. Man müsse aber als Kommune dieses Geld erst einmal aufbringen können.
Nun kommt die Stadt billiger als zunächst gedacht an die 2000 Quadratmeter große Immobilie. »Wenn die Stadt ihr Vorkaufsrecht ausübt, tritt sie zu den selben Bedingungen in den Kaufvertrag ein wie der Vorgänger«, sagte Fittschen. Das rund 120 Jahre alte und sanierungsbedürftige Backsteingebäude wurde bei der Auktion Ende Juni für 77 000 Euro verkauft.
Die Stadt hatte das Gebäude mit fast 1000 Quadratmetern Nutzfläche schon vorher von der Bahn kaufen wollen. Weil diese aber deutlich höhere Preise erzielen wollte, hatte man nach langen Verhandlungen zunächst verzichtet. Fachleute schätzen, dass die Sanierung des Bahnhofsgebäudes mindestens 500 000 Euro kosten würde. »Dafür kann man aber Städtebaufördermittel vom Land bekommen«, erklärte Lüdde. Nun würden Unternehmen gesucht, die sich dort ansiedeln wollen. »Wir wollen eine gemischte gewerbliche Nutzung«, sagte der Bauamtsleiter. Als einzige Firma ist derzeit ein Naturreisen-Veranstalter eingemietet, der auch Fahrkarten verkauft. Der Bahnhof liegt nicht weit vom Stadtzentrum und der Müritz entfernt, der Vorplatz wurde gerade neu angelegt. dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!