Im Schatten der Euro-Rettung
Der Einzelhändler Metro ist kein Liebling der Börse - die Geschäfte laufen aber besser als bei Karstadt
Von der Feierlaune im Vorstand zeugt ein Flashmob: Weltweit feierten Teams von Metro gemeinsam das 50-jährige Bestehen des Unternehmens aus Düsseldorf mit einem virtuell verbreiteten Jubiläumstanz. Am 27. Oktober 1964 hatten die Familien Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim den ersten »Metro Selbstbedienungsgroßmarkt« für professionelle Kunden in Mülheim an der Ruhr eröffnet.
Heute ist Metro mit über zweitausend Standorten international präsent. Zum Konzernumsatz von 63 Milliarden Euro tragen zur Hälfte die größte Elektronik-Fachmarktkette Europas, Media-Saturn, sowie die Lebensmittelkette Real bei. Dass der als Großhändler gestartete Multi mit weltweit 270 000 Beschäftigten selbst Kaufhaus kann, zeigte er bei Galeria-Kaufhof. Während Karstadt auch nach mehrjähriger Sanierungskur als malade gilt, wurde Kaufhof erfolgreich und schreibt im Gegensatz zum Konkurrenten schwarze Zahlen.
Aber entschieden wird die Einzelhandelsschlacht woanders. Kaufhof, das etwa so »klein« wie Karstadt ist, trägt weniger als fünf Prozent zum Metro-Umsatz bei. Der Handelsriese hat schwere Jahre hinter sich, in denen er versuchte, aus der Nische Großhandel herauszukommen. Doch entpuppten sich viele Ausflüge in andere Gefilde als Fehleinkäufe. So gehörten die inzwischen insolventen Praktiker-Baumärkte zeitweise zum Konzern. »Zum Teil sind sie in Vertriebsformen eingestiegen, die ihren Höhepunkt überschritten hatten, wie die Kaufhäuser«, urteilt Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Einen Teil der Zeche zahlten auch hier Beschäftigte: Kaufhof-Filialen wurden ohne teure Sozialpläne ausgegliedert; Augsburg soll 2015 dicht gemacht werden, Düsseldorf und Heilbronn könnte dies noch blühen.
Dann besann man sich 2012 unter dem neuen Boss Olaf Koch auf die Wurzeln. Ausufernde Auslandsengagements in Großbritannien oder Vietnam wurden beendet, den Verkauf der Russland-Tochtergesellschaft stoppte die Ukraine-Krise. Im abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal wuchs Metro erstmals wieder, wenngleich flächen- und währungsbereinigt um bescheidene 0,7 Prozent.
Börsianer finden das langweilig. Der Hauptgrund: Zwar ist die Metro-Aktie an der Börse, aber das Sagen haben mit rund 55 Prozent die Nachfahren der Gründer sowie die Händlerfamilie Haniel. Deren Geschäftskurs finden Analysten - wie bei anderen Familienunternehmen - »unsexy«, nicht profitorientiert genug.
So läuft Metro im Onlinehandel der kapitalmarktgetrieben Konkurrenz hinterher: rund zwei Prozent Anteil macht das Geschäft am Metro-Umsatz aus - in der Branche liegt der Anteil durchschnittlich bei 8,5 Prozent. Doch bei Metro glaubt man an den stationären Handel: »Allem Onlinehype zum Trotz wird er auch künftig eine feste Größe bleiben«, so Koch. Kunden träfen bis zu 70 Prozent ihrer Kaufentscheidungen am Regal.
Und es fehle »die Erfolgsstory« im fernen Ausland, kritisiert gegenüber »nd« NordLB-Handelsexperte Wolfgang Vasterling: »95 Prozent seines Umsatzes macht die Metro in Deutschland und Europa.« Westeuropa sei aber ein schwieriges Umfeld, weil der Einzelhandel seit längerem und wohl auch künftig stagniere. Insofern leidet die Metro unter der angebotsorientierten Eurorettungspolitik, die auf Kosten von Nachfrage und Konsum vieler Menschen geht. Koch fühlt sich trotzdem gut gerüstet für das wichtige Weihnachtsgeschäft.
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