Kriegswaffe gegen Umweltschützer

Ralf Klingsieck über weiteren Vertrauensverlust für Frankreichs Präsident

  • Ralf Klingsieck
  • Lesedauer: 2 Min.

Der 21-jährige Student und Umweltaktivist Rémi Fraisse musste erst sterben, bevor das Staudammprojekt im südwestfranzösischen Sivens gestoppt wurde. Die angekündigte Überprüfung der Pläne erübrigt sich. Längst liegt beim Umweltministerium ein Expertengutachten vor, das ihnen bescheinigt, »schlecht konzipiert, unnötig und überdimensioniert« zu sein. Der Stausee käme nur einer Handvoll Großbauern zugute, die für ihren Intensivanbau von Mais viel Wasser brauchen. Gegen die meist friedlichen Proteste junger Leute ließ Innenminister Bernard Cazeneuve massiv Gendarmerie antreten.

Dass Rémi Fraisse nicht zu den gewaltbereiten Extremisten gehörte, die immer wieder mal den Konflikt mit den Ordnungskräften suchen, bescheinigen ihm alle, die ihn kannten. Doch die Offensiv-Granate der Gendarmen mit ihrer TNT-Ladung hat ausgerechnet ihn im Rücken getroffen und getötet.

Es war ein unglücklicher Unfall, beteuert der Innenminister. Er will nicht zurücktreten, wie es die Linksfront fordert. Premier Manuel Valls stellt sich hinter ihn und würde den Fall am liebsten schnell zu den Akten legen. Gegen die Arbeitslosigkeit und für die jungen Leute wollte sich François Hollande besonders einsetzen. Mit diesem Versprechen hat er sein Präsidentenamt angetreten. Die Arbeitslosigkeit ist höher als vorher und nun verspielt er auch noch das letzte Vertrauen bei einem Großteil der jungen Franzosen.

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