Solidarität von außen

Unterstützung für den Streik in Leipzig und Kassel

  • Wladek Flakin und Jörg Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

1185 Euro würden die Amazon-Beschäftigten als Weihnachtsgeld erhalten, würde der Konzern sie nach Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels bezahlen. Dieses Jahr bekommen sie nur 400 Euro, die der Onlinehändler freiwillig zahlt - und das kann sich jeden Tag ändern.

Deswegen hat ein Solidaritätsbündnis in Kassel, etwa eine Stunde von Bad Hersfeld entfernt, 1185 Unterschriften für den Streik gesammelt. Sie sammelten auf der Straße, an der Uni und auch in einem Volkswagen-Werk. Auf einer Betriebsversammlung bei Amazon wurde die Liste der Geschäftsleitung übergeben.

Erst im März dieses hat sich das Solibündnis gegründet, nach einer Filmvorführung auf der Universität. Menschen aus allen Altersgruppen machen mit, von Studierenden bis hin zu Rentnern. Regelmäßig sind Aktivisten bei den Streiks dabei, auch bei den monatlichen Aktiventreffen. »In Kassel und Region wollen wir öffentlichkeitswirksame Aktionen für den Streiks organisieren«, so eine Aktivistin. Sie haben schon Veranstaltungen mit Streikenden an der Universität durchgeführt.

Beim sächsischen Amazon-Standort in Leipzig ist das Solibündnis schon seit dem Sommer 2013 aktiv. Auch hier sind es überwiegend Studierende oder Aktive aus den sozialen Beziehungen, die den Streik mit Aktionen unterstützen - beispielsweise mit einer symbolischen Blockade der Auslieferung am Montag. Rund 120 Aktive stellten sich mit Protestschildern und Trillerpfeifen den Lkw in den Grünphasen einer Fußgängerampel in den Weg. »Die Agenda 2010 war ein gesamtgesellschaftlicher Angriff auf unsere Arbeits- und Lebensbedingungen. Das Modell Amazon ist Ausdruck davon. Die Folgen sind Unsicherheit, Existenzängste und Burnout. Dagegen wehren wir uns«, sagte Jonas Bach vom Solibündnis.

Die Solidaritätsarbeit von außen gehört zu den neuen Streikstrategien und Aktionsformen, mit denen die Gewerkschaften und besonders ver.di seit einiger Zeit experimentieren. Ein Schwerpunkt einer von der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisierten Konferenz in Hannover Anfang des Monats war die Frage, wie die Kämpfe aus den Betrieben auf die Straße getragen und als gesamtgesellschaftliche Konflikte dargestellt werden können. Besonders in den letzten Tarifrunden im Einzelhandel in verschiedenen Bundesländern hatte ver.di es mit beteiligungsorientierten, kreativen Streikstrategien geschafft, auch breitere gesellschaftliche Unterstützung zu organisieren.

Vom 14. bis zum 16. November treffen sich Unterstützer des Streiks aus ganz Deutschland in Frankfurt, um bundesweite Solidaritätsarbeit zu diskutieren. »Immer mehr Menschen sind motiviert, betriebliche Auseinandersetzungen zu unterstützen«, heißt es in der Einladung. Auf dem Seminar im DGB-Jugendhaus sollen die nächsten Aktionen geplant werden.

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