Proteste gegen Präsident von Burkina Faso
Parlamentsgebäude gestürmt und in Flammen / Polizei schießt mit scharfer Munition auf Demonstranten / Linkenpolitiker kritisiert Kumpanei des Westens
Ouagadougou. Nach tagelangen Protesten gegen die Regierung haben aufgebrachte Demonstranten im westafrikanischen Burkina Faso das Parlamentsgebäude gestürmt und in Brand gesetzt. In der Hauptstadt Ouagadougou gingen lokalen Medienberichten zufolge am Donnerstag erneut Tausende Menschen auf die Straße. Viele Bürger wollen mit allen Mitteln verhindern, dass Langzeitpräsident Blaise Compaore im nächsten Jahr erneut bei den Wahlen antritt. Das Parlament plant derzeit eine Verfassungsänderung, wonach Compaore - der seit 1987 an der Macht ist - eine weitere Amtszeit anstreben könnte. Dagegen gibt es seit Tagen Demonstrationen.
Auch aus anderen Landesteilen meldeten Augenzeugen gewaltsame Ausschreitungen. Dabei wurden offenbar auch Gebäude der Regierungspartei geplündert und angezündet. In Ouagadougou kam es zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei, berichteten lokale Medien. Die Sicherheitskräfte setzten dabei Berichten zufolge auch scharfe Munition und Tränengas ein und verletzten mehrere Demonstranten schwer. Das »West Africa Democracy Radio« im senegalesischen Dakar berichtete, das Militär unterstütze die Demonstranten. François Compaore, der jüngere Bruder des Staatschefs, sei festgenommen worden. Offenbar hatte er versucht, außer Landes zu fliehen.
Burkiner begehren gegen Compaoré auf
Stefan Lombé berichtet aus Ouagadougou - hier
Der Linkenpolitiker Niema Movassat sagte, »keine Unterdrückung währt ewig. Die Tage der 27 Jahre währenden Diktatur von Blaise Comparoré« schienen gezählt. »Übersetzt heißt Burkina Faso das ‚Land der aufrechten Menschen‘. Und in der Tat erkämpfen sich diese Menschen nach all den leidvollen Jahren ihre Würde zurück. Sie stehen dabei bisher der Übermacht des Staates gegenüber. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit verdienen unseren Respekt und die internationale Solidarität aller fortschrittlichen Kräfte.«
Movassat kritisierte Frankreich und die westliche Staatengemeinschaft, die den Präsidenten »als einen ihrer treuesten Verbündeten im neokolonialen Netzwerk« gestützt hätten. »Wir müssen verhindern, dass es noch weitere Tote und Verletzte gibt. Die Zeit der milden Appelle, wie zuletzt durch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton geschehen, muss ein Ende haben«. Der Linkenabgeordnete erinnerte zugleich an »den Weg des 1987 ermordeten Präsidenten Sankara, der für tatsächliche Unabhängigkeit vom Kolonialismus und Ernährungssouveränität stand und dafür große internationale Anerkennung fand«. Dieser müsse wieder aufgenommen werden.
Zuvor hatte die Europäische Union die geplante Verfassungsänderung kritisiert. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton betonte, in einer Demokratie müsse auch ein Wechsel an der Spitze eines Landes möglich sein. »Wir lehnen alles ab, was die Stabilität, eine gleichberechtigte Entwicklung und den Fortschritt hin zur Demokratie beeinträchtigt«, sagte sie. dpa/nd
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