Schnee nach Bali

Deutscher wird auf dem Flughafen mit Drogen im Gepäck verhaftet

  • Michael Lenz, Jakarta
  • Lesedauer: 3 Min.
In Indonesien wurde ein deutscher Schlagersänger beim Drogenschmuggel erwischt. In dem Land steht darauf die Todesstrafe.

»So ein Quatsch. Jeder weiß doch, dass in Indonesien auf Drogenschmuggel die Todesstrafe steht«, hört man am Tresen der deutschen Kneipe Mama’s in Kuta auf Bali. Andere sind fassungslos, dass jemand für bescheidene 5000 Dollar Honorar sein Leben auf das Spiel setzt. Die Rede ist von Hans Peter N., der Ende September mit Kokain auf dem internationalen Flughafen der Ferieninsel Bali erwischt worden war.

Der 48-Jährige, der als Patrick N. seit Jahrzehnten als Schlagersänger Ballermänner und -frauen auf Mallorca und seit einigen Jahren im thailändischen Pattaya bespaßt, hatte sich in Bangkok als Drogenkurier anheuern lassen. Vielleicht des Nervenkitzels wegen, vielleicht aus Leichtsinn. Oder weil er dringend Geld brauchte. Er war für den Zoll leichte Beute. Er habe nervös gewirkt, sei sehr blass gewesen. Als er auch noch eine sehr lange Zeit auf der Toilette zubrachte, war für den Zoll der Moment gekommen, sich den Herrn genauer anzusehen. Und siehe da, er hatte sechs Kapseln mit 38 Gramm Kokain verschluckt und elf weitere mit 201 Gramm Kokain in der Unterhose versteckt. Der Besitz von fünf Gramm Drogen reicht schon für die Todesstrafe.

N. ist kein Einzelfall. Weder als Ausländer, der sich in der Hoffnung auf schnelles Geld in Asien als Drogenkurier verdingt noch als einer der nach Exzessen mit Frauen, Sex und Alkohol bankrotten Pattaya-Rentner, die als Amateurkriminelle wieder zu Geld kommen wollen. 2010 sorgte der Wirt des ehemaligen »Dom-Ecks« in Pattaya als Bankräuber für Schlagzeilen. Immer wenn er knapp bei Kasse war, stieg er in den Flieger und überfiel in Deutschland eine Bank. Der Herausgeber eines deutschsprachigen Pattaya-Magazins wollte aus dem Zentrum des Sextourismus heraus den Aldi-Konzern in Deutschland um 15 Millionen Euro erpressen.

Auch an Thailands Gestaden sind illegale Stimmungsaufheller populär, die auf krummen Wegen ins Land kommen. Vor kurzem ging ein Peter B. am Flughafen von Phuket der Polizei mit vier Kilo Kokain ins Netz, die der 48-Jährige im Auftrag eines Afrikaners für 6000 Dollar von Bolivien nach Thailand bringen sollte. Der Schweizer brauchte dringend Geld für seine thailändische Gattin. Auch in Thailand droht Drogenschmugglern die Todesstrafe.

Das Leben in Pattaya hatte es mit N. nicht gut gemeint. Die erste Thailandrunde war geprägt von Problemen mit dem Manager und der Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung. 2013 kehrte der gebürtige Bayer nach Pattaya zurück, obwohl das Seebad mit Rotlicht künstlerisch ein schwieriges Pflaster war, wie er damals dem deutschsprachigen Thailandblatt »Der Farang« gestand. »Meine erste Saison in Pattaya von 2011 auf 2012 zeigte, dass das Publikum hier vergleichsweise schwierig ist, was daran liegt, dass die Konzertbesucher viel älter sind als die jungen Partygänger Mallorcas. Meine Musik ist sehr poppig, weshalb es hier schon etwas schwerer ist, sich zu etablieren.« Zu den Partykrachern von N. gehören bumsfidele Lieder wie »Was geht es uns an?«.

Indonesiens Justiz versteht bei Drogendelikten keinen Spaß. Im August 2013 verlor die britische Großmutter Lindsay Sandiford in letzter Instanz ihre Berufung gegen das Todesurteil wegen Drogenschmuggels. Die 57-Jährige war mit vier Kilo Heroin im Koffer erwischt worden. Letzte Rettung wäre eine Begnadigung durch Indonesiens Präsidenten. Der gerade aus dem Amt geschiedene Präsident Susilo Bambang Yudhoyono hatte Gnadengesuche immer abgelehnt. Vielleicht wird es ja der neue Joko Widodo anders handhaben.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.