Werbung

Menschenjagd

Tom Strohschneider über die Empörungswelle gegen die GDL

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Onlineportal einer großen Tageszeitung schlagzeilt: »Stoppt diesen Mann!« Die Telefonnummer von Claus Weselsky ist auf einer Titelseite gedruckt worden, ein Magazin veröffentlicht Bilder vom Wohnhaus des GDL-Chefs - Überschrift: »So versteckt lebt Deutschlands oberster Streikführer«. Was kommt als nächstes?

Die aggressiver werdende Stimmungsmache gegen den Tarifkampf der Lokführer hat Züge angenommen, die jeden Rahmen sprengen. Was durch Soziale Netzwerke als trübe Brühe aus Vorurteil und gratismutiger Empörung schwappt, hat seine Köche in der Politik. Die tut gern so, als ob sie unbeteiligt an dem Konflikt ist, der zwischen einem Staatskonzern und einer Gewerkschaft ausgefochten wird, in einer Zeit, in der die Regierung das Streikrecht einschränken will. Unter dem DGB-Dach fällt vielen Funktionären nicht viel mehr ein, als die Lokführer zu beschimpfen. Die Sozialdemokraten appellieren an »Verantwortungsbewusstsein auf allen Seiten für unser Land« - als ob man die klassenpolitischen Interessenkonflikte in einer imaginierten Nation versenken könnte.

Richtig ist: Die GDL steht nicht unter politischem Naturschutz. Man kann deren Strategie und ihren Vorsitzenden kritisieren. Immerhin geht es um Dinge, die nicht bloß Lokführer interessieren dürfen: um ein Grundrecht, den politischen Wert von Streiks und die öffentliche Meinung über Klassenverhältnisse, Kompromiss und das Dilemma der Solidarität.

Eine Debatte darüber im Sinne aller Beschäftigten wird nicht möglich sein, solange die mediale Hatz auf den GDL-Chef anhält.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.