Tief in der Sinnkrise
Fabian Lambeck über das Ende der Ära Steinbach
Mit der Wahl von Bernd Fabritius zum Präsidenten des Bundes der Vertriebenen (BdV) endete am Freitag eine Ära. Seine Vorgängerin Erika Steinbach hatte den Verband 16 Jahre lang geprägt und in dieser Zeit einiges erreicht für ihre Klientel. So entsteht derzeit das von ihr durchgesetzte »Zentrum gegen Vertreibungen« in der Berliner Innenstadt. Auch der diesjährige Beschluss des Bundeskabinetts, den 20. Juni ab 2015 zum Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung zu machen, geht auf die jahrelange Lobbyarbeit der gut vernetzten CDU-Parlamentarierin zurück.
Doch all diese Erfolge können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der BdV ein Auslaufmodell ist. Nicht nur ideologisch. Derzeit zählt man weniger als 1,3 Millionen Mitglieder; über 700 000 weniger als noch 2001. Die meisten davon sind nicht ausgetreten, sondern gestorben. Der Verband ist überaltert. Auch wenn der neue Präsident, ein gebürtiger Rumäne, immer wieder betont, dass man auch die nach der Wende zugezogenen Spätaussiedler aus Osteuropa vertrete: Diese Gruppe von vier Millionen Menschen sieht sich offenbar nicht vom Verband repräsentiert. Sie wurden ja auch nicht vertrieben, sondern kamen freiwillig. Dass man jetzt erklärt, syrischen Flüchtlingen helfen zu wollen, ist begrüßenswert, aber vor allem ein Zeichen der tiefen Sinnkrise, in der der Verband zweifelsohne steckt.
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