Wut und Hass

Velten Schäfer über den Kampf gegen Antisemitismus und den Gazakrieg

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 1 Min.

Moderner Antisemitismus hat nach akademischen Begriffen drei Gestalten: Die klassische Form ist der »Sozialismus der dummen Kerls« - eine Welterklärung, die Krisen dem »Weltjudentum« zuschiebt. Besonders hierzulande ist zudem »sekundärer« Antisemitismus verbreitet, der Groll der Deutschen, die »den Juden Auschwitz nicht verzeihen« können.

Unklarer umrissen, aber sehr aktuell ist indes ein drittes Sentiment, das erst kürzlich die Evangelische Kirche sowie nun der Außenminister als besorgniserregendste Form des Antisemitismus gegeißelt haben und um das es auch beim »Toilettengate« der Bundestagslinken ging: jener »Hass auf Israel«, der bei den Protesten oft arabischstämmiger Jugendlicher gegen den jüngsten Gazakrieg sichtbar wurde.

Bei dieser tertiären Form aber betritt man vermintes Gelände. Richtig ist, dass auf Kundgebungen - neben sogar dem vormodern antijüdischen Kindermördertopos - Thesen vom »Weltjudentum« anzutreffen waren: klassisch antisemitische Figuren, die sich in inakzeptabler Feindseligkeit gegen Unbeteiligte äußerten. Doch richtig ist auch, dass der Anlass dieser Proteste nicht vergessen werden darf. Wut und Hass sind schwer zu trennen; doch wer die Wütenden von 2014 mit den Hassern von 1934 einfach gleichsetzt, betreibt auch eine sehr spezielle Vergangenheitsbewältigung.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.