Kosmetik statt Reparatur
Martin Ling über Barack Obamas Alleingang bei der Einwanderungsreform
Die Begünstigten werden es ihm danken: Mit der per Dekret gegen die tobenden Republikaner durchgesetzten Einwanderungsreform hat US-Präsident Barack Obama eines seiner zentralen innenpolitischen Reformversprechen aus dem Jahre 2008 endlich wenigstens in Teilen eingelöst.
Rund fünf Millionen illegal im Lande lebende Einwanderer - zumeist Latinos - können nun ruhiger schlafen: Die drohende Abschiebung bei Auffliegen entfällt. Stattdessen winkt ein Aufenthaltsstatus, der vieles möglich macht, was bisher unmöglich war: Ein- und Ausreisen, Führerschein, Studium. Dinge, über die sich ein Normalbürger weder in den USA noch in Deutschland aus rechtlichen Gründen Gedanken machen muss.
So sehr Obamas Schritt in die richtige Richtung zu begrüßen ist - eine von ihm versprochene Reform des »kaputten Einwanderungsrechts« braucht mehr. Das Dekret ändert nichts daran, dass weiter Millionen in den USA lebende Migranten rechtlos bleiben. Sie verfolgen nicht mehr als das legitime Ziel, in den USA ein würdigeres Dasein zu fristen, als es ihnen in der Heimat möglich ist. Wegen einer Weltwirtschaftsordnung, die Grenzen für Kapital niederreißt und für Menschen erbaut. Obamas Ankündigung, die Grenzen besser zu sichern, zeigt, dass er an diesem Zusammenhang nicht rühren will. So bleibt die Reform Kosmetik, die Reparatur steht aus.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.