Mit Gold aus der Reserve
Uwe Kalbe über Norbert Lammert, der sich von der AfD herausgefordert sieht
Bundestagspräsident Lammert will das Parteiengesetz ändern, weil die AfD mit Goldverkäufen ihr Einkommen und damit den Rahmen auch für staatliche Zuwendungen dehnt. Nicht länger soll erfolgreiche wirtschaftliche Tätigkeit von Parteien ihren Anspruch auf staatliche Finanzierung erhöhen, wie das derzeit kurioserweise der Fall ist. Lammert vermisst in diesem Fall die gesellschaftliche Verwurzelung, die eigentlich mit der Parteienfinanzierung belohnt werden solle.
Doch mit dem Argument, eine Millionenspende sei auch kein besserer Beweis gesellschaftlicher Verwurzelung, hat die AfD recht - auch wenn Millionenspenden eine rhetorische Überhöhung sind. Sie sind Rückversicherungen meist von Teilen der Wirtschaft, kein Hinweis auf Wurzeln in der breiten Wählerschaft. Der AfD-Coup stößt auf die Eifersucht der »Platzhirsche« in der Parteienlandschaft, die den Bundestag noch immer ein wenig als ihren Erbhof betrachten. Und er zeigt den Systemfehler: große Parteien werden tendenziell stärker gefördert als ihre Konkurrenten. Es handelt sich um einen Mechanismus der Systemerhaltung, und erfolgreiche Parteien richten sich bisher bereitwillig darin ein. Auch wenn die AfD, die ihre Kraft zum Teil auf Goldreserven gründet, sicher keine ist, die langfristig im Namen »normaler« Leute zu sprechen geeignet wäre.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!