Wenn Wetterextreme zur Normalität werden
PIK-Weltbank-Report: Klimawandel trifft am härtesten die Armen in tropischen Entwicklungsländern
Wetterextreme wie Hitzewellen, die bislang als ungewöhnliche Ereignisse eingestuft werden, könnten bald zur »neuen Normalität« werden. Das geht aus einem Bericht des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) hervor, den die Weltbank am Sonntag veröffentlichte. Die Folgen des Klimawandels würden selbst dann zunehmen, wenn die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius (2°C) gegenüber der vorindustriellen Zeit begrenzt werden kann, wie es die UN anstreben. Bei einer Erwärmung um 4°C, die bei einem Ausbleiben deutlich erhöhter Klimaschutzanstrengungen zu erwarten sind, wären diese Folgen noch weit dramatischer.
Der Report beschäftigt sich vor allem mit dem Zusammenhang von Klimawandel und Armut. »Das Risiko für die Menschen ist dort am größten, wo mehrere Klimafolgen zusammenwirken«, sagt Christopher Reyer vom PIK. »In den Anden etwa könnten die Menschen saisonaler Wasserknappheit ausgesetzt sein, während gleichzeitig die Lebensmittelpreise ansteigen und Wetterextreme zusätzliche Belastungen mit sich bringen.«
Die Folgen des Klimawandels sind laut den Forschern längst spürbar. In einigen Regionen nehmen die Ernteerträge ab, schwinden die Wasserressourcen, erreichen bestimmte Krankheiten neue Ausmaße und steigt der Meeresspiegel an. Dabei seien die Folgen höchst unterschiedlich. Während in manchen Gegenden die Intensität von Regenfällen zugenommen hat, sind dürreanfällige Gegenden im Mittelmeerraum noch trockener geworden. Eine steigende Anzahl schwerer Tropenstürme trifft die Karibik und Mittelamerika.
»Dem Klimawandel zu begegnen, ist eine Frage der Vernunft, aber auch eine Frage der Gerechtigkeit«, sagt PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber. »Die Folgen der globalen Erwärmung werden in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich vor allem die treffen, die am wenigsten zum Anstieg der Treibhausgasemissionen beigetragen haben: die Armen der Welt.« Entwicklungsländer, besonders in den Tropen, würden die schlimmsten Folgen zu spüren bekommen. In diesen Ländern seien es wiederum vor allem die ärmsten Menschen, die besonders anfällig für zusätzliche Belastungen sind.
»Armut zu bekämpfen, den globalen Wohlstand zu erhöhen und weltweite Ungleichheit zu reduzieren, werden bei einer 2°C-Erwärmung viel schwieriger, aber mit 4°C ist es zweifelhaft, ob diese Ziele überhaupt erreicht werden können«, erklärte Weltbank-Präsident Jim Yong Kim. »Die gute Nachricht ist, dass wir etwas tun können, um das Ausmaß des Klimawandels zu verringern und Wirtschaftswachstum zu fördern, damit wir uns nicht länger auf diesem gefährlichen Pfad bewegen.« Mit Blick auf den bevorstehenden UN-Klimagipfel in Lima sagte er, Politiker in aller Welt sollten den CO2-Ausstoß kostenpflichtig machen. Nötig seien zudem Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr, in saubere Energie und Energiesparen. Seite 9
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