Weltmeister im Rollstuhl
Valentin Baus ist aussichtsreicher Kandidat bei der Wahl zum nd-Sportler des Jahres
Fast zwei Wochen schon läuft die nd-Sportlerwahl, und täglich füllt sich die Kiste mit Ihren Vorschlägen, liebe Leserinnen und Leser. Weiter so! Bei den Männern liegt ein Kandidat überraschend gut im Rennen, den einige von Ihnen womöglich schon persönlich kennengelernt haben: Valentin Baus aus Bochum, der in diesem Sommer den Weltmeistertitel im Rollstuhltischtennis gewann.
»neues deutschland« hat Valentin Baus vor vier Jahren schon einmal geehrt: Als 15-Jähriger bekam er unseren Sonderpreis »Nachwuchs-Ass 2010« - damals war er noch kein Weltmeister sondern nur ein vielversprechendes Nachwuchstalent.
Im Juni 2011 folgte Valentin Baus der Einladung zum nd-Pressefest in die Berliner Kulturbrauerei, wo er unter großem Jubel den nd-Sportpokal überreicht bekam. Nach der Ehrung zeigte er an einer Tischtennisplatte sein Können und schlug gegen Redakteure und Leser auf. Alle, die mit ihm spielen durften, waren begeistert: Was für ein Könner!
Damals ehrten wir Valentin Baus für seinen Mut und seinen Optimismus, mit dem er all die Beschwerlichkeiten seiner Erkrankung meistert. Er leidet seit seiner Geburt an der Erbkrankheit »Osteogenesis imperfecte«, die auch als Glasknochenkrankheit bekannt ist. Dabei fehlt im Knochenaufbau sogenanntes Kollagen Typ I, weswegen die Knochen spröde und zerbrechlich werden.
Den ersten Knochenbruch erlitt Valentin Baus im Alter von drei Tagen, unzählige Brüche und etliche Operationen folgten. Mit 13 Jahren wurde aus dem Jungen, der schon sechs Jahre lang Tischtennis bei den »Fußgängern« spielte, schließlich über Nacht ein Rollstuhlfahrer. Ein schwerer Schlag, monatelang rührte Valentin keinen Ball mehr an, ehe er sich schließlich doch überzeugen ließ, es mit Rollstuhltischtennis zu versuchen. Er begann zu trainieren, und er tat es im Rollstuhl ebenso energisch und ehrgeizig, wie er es in seiner Zeit als »Fußgänger« getan hatte. Er gewann neuen Mut. Für Valentin Baus war Sporttreiben die Rettung.
Mittlerweile ist aus dem blonden Teenager ein Weltklasseathlet im Rollstuhltischtennis geworden. Bei der WM, die 2014 in Peking ausgetragen wurde, besiegte der 18-Jährige bereits im Halbfinale den Weltranglistenersten und Topfavoriten Tommy Urhaug mit 3:2 Sätzen, ehe er im Finale den Südkoreaner Ki-young Kim mit 3:0 abservierte. »Ich hätte nie damit gerechnet, Weltmeister zu werden. Ich hatte vorher im besten Fall auf eine Medaille gehofft«, sagt er heute. »Es war unglaublich.«
Die WM-Goldmedaille hängt nun ins seinem Zimmer in Bochum, wo auch der nd-Sportpokal von 2010 seinen Platz gefunden hat. »Der Pokal ist immer noch einer der schönsten, die ich je gewonnen habe«, sagt er über die Bronzeplastik, die die Künstlerin Esther Brockhaus aus Ballenstedt geschaffen hat. Er habe auch nichts dagegen, einen zweiten zu gewinnen: »Wär’ doch toll!« Er wäre bei einem Umfragesieg der erste Athlet mit Behinderung als nd-Sportler des Jahres.
Neue Ziele hat sich Valentin Baus bereits gesetzt. Nachdem er die Teilnahme an London 2012 nur knapp verpasst hatte, will er 2016 unbedingt in Rio de Janeiro bei den Paralympics starten: »Rio ist ein Traum«, sagt er. »Und Europameister war ich auch noch nicht.«
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