So blind ist Justitia nicht

René Heilig zum gestoppten Wasserwerfer-Prozess in Stuttgart

  • René Heilig
  • Lesedauer: 1 Min.

Dem »schwarzen Donnerstag« vom Herbst 2010 folgte vier Jahre später ein »schwarzer Mittwoch« - das Stuttgarter Landgericht hat den Prozess um den brutalen Einsatz von Wasserwerfern gegen Stuttgart-21-Demonstranten eingestellt. Je 3000 Euro müssen zwei Polizeiführer zahlen. Damit sind die Verletzungen, auch die eines Rentners, der neben dem Glauben an die Demokratie sein Augenlicht verloren hat, abgegolten.

Apropos Augenlicht - Justitia ist nicht so blind. Und nicht blöd. Und sollte auch das gemeine Volk nicht für blöd verkaufen. Im Prozess sollte demnächst der Adjutant des damaligen Polizeipräsidenten aussagen. Er hatte den Einsatzbefehl seines Chef an die Polizeiführer im Schlossgarten weitergegeben und hätte sich womöglich erinnert, wer an hartem Durchgreifen interessiert war. Schnell wäre man beim Ex-Ministerpräsidenten Mappus von der CDU gewesen, dem uneidliche Falschaussage vorgeworfen wird, weil er im Landtag behauptete, nie Einfluss auf polizeiliche Einsatzfragen genommen zu haben. Der Vorwurf, so gehe Obrigkeit stets mit jenen um, die aufbegehren, liegt nahe. Doch selbst die, die dieser Obrigkeit getreulich dienen, können nicht auf den Anstand ihrer Dienstherren hoffen. Noch immer mauert man in Stuttgart bei der Aufklärung des Mordes an der Polizistin Michèle Kiesewetter, dem vermutlich letzten Opfer des NSU.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.