Vom Präsidenten verlassen

Olaf Standke über Ferguson und den Rassismus in den USA

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 1 Min.

Prominente Afroamerikaner haben im Internet dazu aufgerufen, den in den USA traditionellen Einkaufstag Black Friday heute zu boykottieren und so gegen das Urteil zugunsten eines weißen Todesschützen in Polizeiuniform zu protestieren. Während die Wut in Ferguson über die Ermordung eines jungen Schwarzen vorerst von der Nationalgarde eingedämmt wurde, schwelt sie an vielen Orten weiter.

Dabei geht es nicht nur um diesen Fall. Die Empörung richtet sich generell gegen Polizeigewalt, Diskriminierung und Ungerechtigkeit, die in »Gottes eigenem Land« allgegenwärtig sind. Auch Jahrzehnte nach dem offiziellen Ende der Rassentrennung lebt der Rassismus weiter in einer Gesellschaft, die zwar zum ersten Mal von einem schwarzen Präsidenten regiert wird, im Alltag aber nach wie vor nicht aus ihrer Haut kann. Afroamerikaner sind überproportional arm, arbeitslos, ungebildet, vorbestraft, verurteilt sowie häufiger Opfer von Polizisten, denen der Colt viel zu locker sitzt. Das kursierende Video eines Falls in Cleveland zeigt es gerade erneut in dramatischer Weise. Und im Zweifel urteilt die Justiz dann für den weißen Mann. Viele Schwarze glauben deshalb einfach nicht mehr, dass der Staat ihre elementarsten Rechte schützt - und sie fühlen sich dabei auch von »ihrem« Präsidenten verlassen.

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