Verdammtes Vieh
Ingolf Bossenz über Chuzpe in Brüssel und den 1. Brief an die Korinther
Alle Jahre wieder wird es ein wenig Licht für die Verdammten dieser Erde. Zwischen Halloween und Heiligabend machen sich Milde und Mitgefühl breit in unseren Breiten. Es wird nicht gespart. Vor allem nicht mit Worten. Nun sind Worte, folgt man einem Diktum Nietzsches, »Taschen, in die bald dies, bald jenes, bald mehreres auf einmal hingesteckt worden ist«. So in das Wort »Tierschutz«. Das wohl zu keiner Zeit absurder klingt als derzeit, da alles bereitet wird für das größte und prächtigste Schlacht- und Tiervernichtungsfest des Jahres. Und ausgerechnet jetzt ertönt es aus Brüssel, wo die Landwirtschaftsminister Deutschlands, Dänemarks und der Niederlande Verbesserungen beim Tierschutz in der EU fordern.
In der EU werden jedes Jahr rund fünf Milliarden Tiere (ohne Wassertiere) geschlachtet. Angesichts dieser Zahl klingen Rufe nach »Verbesserungen« bestenfalls lächerlich. Zumal die von den drei Ministern angemahnte Durchsetzung der »Vorschriften« bei Haltung, Transport und Schlachtung seit Jahrzehnten strapaziert wird. »Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle«, schrieb Paulus im 1. Brief an die Korinther. Nun, Liebe ist schon da. Allerdings nicht zu den Tieren, sondern zum höchstmöglichen Profit, der sich aus ihnen pressen lässt.
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