Last-Minute-Weihnachtsstress
Simon Poelchau über den Hintergrund gestiegener Reallöhne
Noch einmal Schlafen, dann ist Weihnachten. Also noch schnell in die Innenstadt und die letzten Geschenke für die Liebsten kaufen. Glücklich ist, wer gerade noch eine Gehaltserhöhung bekommen hat. Im Schnitt war im Herbst das Plus im Geldbeutel so groß wie seit drei Jahren nicht mehr.
Doch wird den meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern das Lohnplus weniger direkt beim Blick auf den Kontostand auffallen. Die meisten werden es viel mehr erst spüren, wenn sie shoppen gehen. Schließlich waren die Nominallohnzuwächse eigentlich ganz normal. Die Arbeitnehmer können sich nur mehr leisten, weil die Teuerungsrate mit 0,8 Prozent extrem niedrig ist. In die Nachricht über die kräftig steigenden Reallöhne kommt also ein erster Wermutstropfen hinein, weil die schwache Inflation immer mit der Gefahr der Konjunkturflaute einher geht.
Ein zweiter Wermutstropfen folgt sogleich: Die Einkommen driften immer weiter auseinander. So liegt das durchschnittliche Gehalt bei Banken und Versicherungen bei 4723 Euro. Kellner, Köche und Tellerwäscher verdienen jedoch im Schnitt nur rund 2119 Euro. Insofern wird der Last-Minute-Weihnachtseinkauf für so manchen sehr stressig. Nicht, weil er nicht weiß, wohin er mit seinem vielen Geld soll, sondern weil er sich fragt, wie er seine Liebsten mit seinem knappen Budget beschenken kann.
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