Hammerjahr für Kristina Vogel
Die Sprinterin auf dem Radoval empfahl sich mit Kampfgeist und vielen Titeln
Kristina Vogel scheint an weite Wege gewöhnt. Die Olympiasiegerin und fünffache Weltmeisterin im Bahnradsport musste schon als Zweijährige eine Reise von mehr als 5000 Kilometern bewältigen, um in ihre neue Heimat Thüringen zu gelangen. Geboren im kirgisischen Dorf Leninskoje begann sie mit zehn Jahren ihre Fahrt auf dem Rennrad, die sich als ausgesprochen rasant, aber auch hindernisreich erwies. 2007 schon wurde Kristina Vogel, die beim RSC Turbine Erfurt trainiert, zweifache Europameisterin der Juniorinnen im Sprint und 500-m-Zeitfahren. Im Keirin belegte sie den dritten Platz. Noch im selben Jahr erfuhr sich die 17-Jährige drei Weltmeistertitel im Zeitfahren, Sprint und im Teamsprint bei der Junioren-WM in Aguascalientes, Mexiko. Im Jahr danach setzte Vogel ihre Erfolgsserie bei der Junioren-WM mit drei Einzeltiteln in Sprint, Zeitfahren und Keirin fort. Gleichzeitig erkämpfte sie sich den Gesamtsieg des Albert-Richter-Sprintercups des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR).
Dann die Katastrophe: Im Mai 2009 streifte ein Zivilfahrzeug der Thüringer Polizei die Bundespolizistin Kristina Vogel beim Straßentraining. Die Folgen: Brüche eines Brustwirbels und des Handwurzelknochen, Verlust mehrerer Zähne, Schnittwunden im Gesicht. »Je schneller man eine Situation akzeptiert, desto eher kann es besser werden«, erzählte Kristina Vogel. »Im Mai war der Unfall, im März des folgenden Jahres bin ich bei der WM in Kopenhagen gefahren.«
Erster Höhepunkt für die Sprinterin wurde das Jahr 2012. Neben Gold im Teamsprint bei den Olympischen Spielen in London wurde sie noch Weltmeisterin in dieser Disziplin und gewann WM-Bronze im Keirin. Ihre Medaillensammlung wuchs mit den Jahren, ganz gewaltig 2014: Im Februar sprintete Kristina Vogel im kolumbianischen Cali zu drei Weltmeistertiteln im Teamsprint, im Sprint und im Keirin. Bei den Europameisterschaften, die im Oktober im französischen Überseedepartment Guadeloupe ausgetragen wurden, holte sie Gold im Keirin, Silber im Teamsprint und Bronze im Sprint. Letzte Paukenschläge in diesem Hammerjahr ertönten am 7. Dezember 2014 in Aguascalientes beim Bahnradweltcups: Mit 10,384 Sekunden über 200 Meter bei fliegendem Start auf und gemeinsam mit Miriam Welte mit 32,153 Sekunden im Teamsprint über 500 Meter fielen wieder zwei Weltrekorde.
Das sich dem Ende zuneigende Jahr brachte endlich auch eine Entschädigung für den schweren Unfall. Nach jahrelangem Streit sprach im August das Landgericht Erfurt der Sportlerin ein Schmerzensgeld in Höhe von 100 000 Euro zu. Der Freistaat Thüringen war ursprünglich lediglich zu einer Zahlung von 25 000 Euro bereit. Kristina Vogel ist zwar froh, auch diese Hürde genommen zu haben, hätte aber gern ein Wort der Unterstützung des Landes gehört. Ein Satz hätte ihr gereicht: »Du bist unsere Athletin, wir stehen hinter dir.«
Diese Unterstützung fand Kristina Vogel nun mit ihrer Wahl zur Sportlerin des Jahres.
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