Markus Meckel, Außenminister
Markus Meckel gilt als letzter Außenminister der DDR. Nach ihm hat es keinen speziellen Außenminister mehr gegeben. Doch nach dem Rückzug der SPD aus der Regierung wirkte Ministerpräsident Lothar de Maizière (CDU) zuletzt zugleich als Außenminister. In dieser Funktion unterzeichnete de Maizière den 4+2-Vertrag mit der Bundesrepublik und den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs, der die deutsche Einheit ermöglichte. Meckel hatte den Vertrag mit ausgehandelt. Dass es ihm nicht vergönnt war, die historische Unterschrift selbst zu leisten, hat ihn gewurmt. Über den anfänglich guten persönlichen Draht zu Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) berichtete Meckel später ebenso wie über sein wachsendes Unbehagen, dass der Westen die frei gewählte Volkskammer nicht für voll nahm und seine eigenen Vorstellungen diktierte. Eher Seiltänzer als Außenminister sei er gewesen, schätzte Meckel ein.
Der Pfarrer hatte am 7. Oktober 1989 gemeinsam mit seinem Berufskollegen Martin Gutzeit in Schwante die Sozialdemokratische Partei der DDR aus der Taufe gehoben. Die Enttarnung des Parteivorsitzenden Ibrahim Böhme als Stasi-Informant brachte Meckel im März 1990 an die Parteispitze. Bis 2009 saß er im Bundestag, beschäftigte sich dort mit Außenpolitik. Er rückte aber nie mehr so in den Vordergrund wie 1990. Für Schlagzeilen sorgte nur noch ein Nachbarschaftsstreit mit Angelica Gräfin von Arnim, die ihn 2007 beschuldigte, ihr in Mahlendorf eine Zaunlatte geklaut zu haben.
Dokumentarfilmer begleiteten Markus Meckel im Wahlkampf 2009, als er im Fahrradsattel in der weiten Landschaft beinahe verzweifelt Bürger suchte, die er ansprechen könnte. Am Ende nimmt Meckel verdattert zur Kenntnis, seinen Wahlkreis an die Hartz-IV-Empfängerin Sabine Stüber (LINKE) verloren zu haben.
Aus Mahlendorf zog Meckel noch vor seiner Niederlage weg. Er wohnt heute in Berlin und bei Joachimsthal, wie er verrät. Als Pfarrer ist Meckel weiterhin beurlaubt. Er wirkt seit 2013 als Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. In Brandenburgs SPD wird der Mythos von Schwante in dem Wissen um Meckels Rolle weiter gepflegt, aber längst nicht so wie die Erinnerung an Regine Hildebrandt. af
Literatur:
»Nichts muss bleiben, wie es ist.« - Gedanken zur Gründung der Ost-SPD
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.