Johanna Töpfer, FDGB-Vizechefin

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»Die ehemalige stellvertretende Vorsitzende des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) der DDR, Johanna Töpfer, ist am Sonntag in Berlin verstorben«, meldete »ND« am 10. Januar 1990. Das war nur die halbe Wahrheit - Töpfer hatte sich das Leben genommen.

Die 61-Jährige war ein paar Wochen vorher abgesetzt worden und hatte sofort Hausverbot für die Gewerkschaftszentrale erhalten, in der sie jahrzehntelang gearbeitet hatte. Der Vorwurf: Amtsmissbrauch, Korruption, Bereicherung. Zu einer solchen Anklage gehörte damals nicht viel. Das Volk war misstrauisch gegenüber der alten Führungsschicht und hatte Gründe dafür. Johanna Töpfer, die sich von der Wagenputzerin bei der Reichsbahn bis zur Professorin an der Hochschule der Gewerkschaft hochgearbeitet hatte, dürfte den meisten DDR-Bürgern kaum ein Begriff gewesen sein; sie stand in der zweiten Reihe der Funktionärselite. Ein Untersuchungsbericht warf ihr vor, auf Gewerkschaftskosten eine »besonders luxuriöse Ausstattung« für ihr Haus erhalten zu haben. Auf dem FDGB-Kongress Ende Januar 1990 wollte Töpfer ihre Rehabilitierung fordern, aber sie wurde für unerwünscht erklärt. Die Verzweiflung trieb sie in den Suizid.

Töpfer war längst nicht die einzige DDR-Funktionärin, die in der Wendezeit keinen anderen Ausweg als den Freitod sah. Zwar gab es keine riesige Suizidwelle, wie gelegentlich behauptet, aber die Zahl der Selbsttötungen nahm in Ostdeutschland in den Jahren 1989 bis 1991 um zehn Prozent zu - entgegen dem langfristigen Abwärtstrend. Betroffen waren vor allem Männer zwischen 45 und 65.

Die Vorwürfe gegen Johanna Töpfer erwiesen sich schnell als unbegründet. Wie sich herausstellte, hatte sie Parkett, Kamin und Sauna selbst finanziert. Wenig später wurde ihr Haus laut »Spiegel« dem CDU-Aufsteiger Günther Krause angeboten, der aber »lehnte stolz ab«. So luxuriös war es wohl doch nicht. wh

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