Und wer spricht vom Krieg?

Wolfgang Hübner über die nur halb ehrliche Terrordebatte

  • Lesedauer: 1 Min.

Frankreich hat auf beeindruckende Weise der Menschen gedacht, die in der letzten Woche Opfer terroristischer Gewalt geworden sind. In Analysen und in politischen Erklärungen ist von vielem die Rede: von Menschenrechten und Meinungsfreiheit, von Demokratie, richtigem und falschem Religionsverständnis, von Möglichkeiten und Grenzen einer weltoffenen, multikulturellen Gesellschaft.

Über ein Stichwort wird allerdings weitgehend geschwiegen. Es heißt Krieg. Der Terror islamischer Fundamentalisten ist längst nicht nur, aber auch ein Abwehrreflex gegen die selbst ernannten Ordnungsmächte dieser Welt. Er ist nicht nur, aber auch die Antwort auf Gewalt. Seit jeher begegnen die Zentren des Kapitalismus dem Rest der Welt als Eroberer, Ausbeuter, Unterdrücker, Missionare, joviale Kolonialisten, gönnerhafte Herren, Profitjäger. Immer von oben herab. Krieg gehörte immer zum normalen Handwerk; als Reaktion auf Terror ist dem Westen oft genug nicht mehr und nichts Besseres eingefallen als noch mehr Terror. Bis heute werden so anderswo Verheerungen angerichtet, die wir uns in Europa lieber nicht im Detail ausmalen möchten.

Das ist nicht allein die Ursachen von islamistischem Terrorismus. Aber ohne diesen Ansatz sind alle Bekenntnisse zur Neubesinnung, zur Verteidigung der Demokratie nur die halbe, unehrliche Wahrheit. Die in Paris versammelten Staats- und Regierungschefs können dem auf Dauer nicht ausweichen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -