Ende der Wegwerfkultur bei Plastiktüten
Verbrauch leichter Plastiktüten soll bis 2025 europaweit um knapp 80 Prozent sinken
Das erklärte Ziel ist: Jeder Bürger in Europa soll bis Ende 2025 im Durchschnitt nur noch 40 Beutel verbrauchen. Das entspricht einer Minderung um 80 Prozent gegenüber 2010. Auf dem Weg dorthin soll jeder Europäer im Jahr 2019 durchschnittlich nur noch 90 Einwegtüten/Jahr verbrauchen.
Endgültig beschlossen ist das Gesetzesvorhaben noch nicht. Bis zum Frühjahr 2015 soll alles Erforderliche über die Bühne gegangen sein, nachdem die Pläne von Unterhändlern der EU-Staaten sowie des Europaparlaments vereinbart worden waren und auch der Umweltausschuss des EU-Parlaments wie auch die 28 EU-Botschafter bereits zugestimmt haben.
Als Einwegtüten gelten dabei Beutel mit einer Wanddicke von weniger als 0,05 Millimetern. Robuste Mehrfachtüten sind ebenso wie extrem dünne Obst- und Gemüsetüten nicht davon betroffen. Sie dürfen aus hygienischen Gründen weiter unbegrenzt benutzt werden.
Der deutlich niedrigere Verbrauch soll vor allem der Umwelt helfen. Plastik ist extrem langlebig. Es kann Hunderte von Jahren dauern, bis Beutel sich zersetzen. Darunter leiden insbesondere Meerestiere.
Staaten, die sich nicht auf das 90- und 40-Tüten-Ziel festlegen wollen, können darauf verzichten. Sie müssen dafür aber spätestens ab Anfang 2019 eine generelle Abgabegebühr auf Plastiktüten einführen. Es sei auch möglich, dass es eine Erhebung von Steuern für den Einzelhandel gibt. Ansonsten haben die Länder freie Hand, ob sie die Ziele über Gebühren, Informationskampagnen oder Tütenverbote erreichen wollen.
Deutschland steht laut Handelsverband Deutschland (HDE) gut da. Das sei auch dem durch den grünen Punkt bereits weit verbreiteten Recyclingsystem zu verdanken. Die Bundesbürger nutzen im Moment etwa 76 Einwegtüten im Jahr, während der europäische Schnitt bei 198 Tüten liegt. Bei einer Reduzierung der insgesamt 76 Plastiktüten pro Jahr um 80 Prozent läge hierzulande der Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr bei 16 Plastiktüten.
Eine sogenannte Lenkungsabgabe würde den Einzelhandel dazu bewegen, weniger Plastiktüten in Verkehr zu bringen und den Verbraucher dazu animieren, auf dieses Wegwerfprodukt zugunsten von Mehrwegtaschen zu verzichten.
Nach Auffassung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) wäre die einfachste und wirksamste Maßnahme eine Lenkungsabgabe von 22 Cent für alle Einweg-Plastiktragetaschen ab 2015, so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe.
Es sei jedoch problematisch, dass sich die Regelung lediglich auf dünnwandige Plastiktüten mit einer Wandstärke von weniger als 0,5 Millimeter beziehe und auch biologisch abbaubare Tüten ausgenommen seien.
Deswegen werde nun auch befürchtet, dass Plastiktütenhersteller ihre Plastiktüten nur etwas dicker oder biologisch abbaubarer machen, um sie weiterhin massenhaft und kostenlos vertreiben zu können. Zudem bauen sich viele der biologisch abbaubaren Plastiktüten unter den in der Natur vorkommenden Bedingungen ähnlich schlecht ab wie Plastiktüten aus herkömmlichen Kunststoffen.
Die Plastikindustrie reagierte auf das Vorhaben zurückhaltend. Der Branchenverband Plastics Europe argumentierte, man unterstütze zwar eine Gebühr für alle Taschen, egal aus welchem Material. Doch die Möglichkeit nationaler Verbote könne zu Handelshemmnissen in Europa führen. dpa/nd
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