Salbe auf dem Terroristen
Markus Drescher über die Unfähigkeit zu radikalen Veränderungen
Ach wären doch Gruppenfotos die Lösung. Die Erde wäre ein wundervoller Planet, auf dem Frieden, Freiheit und ökologisches Gleichgewicht herrschte. Klimawandel, Eurokrise, Flucht, Hunger und Unterernährung, Armut, zerfallende Staaten, Terrorismus... Zu den meisten Problemen der Menschheit gibt es das passende Bild mit hochrangigen Regierungsvertretern. Mal Arm in Arm, mal nicht. Aber immer blieb eine grundlegende Veränderung des Handelns aus, das für die Probleme verantwortlich ist. Stattdessen: notdürftige Behandlung der Symptome, wahlweise mit den Mitteln Rosskur, Placebo, Salbe drauf, dann sieht man es nicht mehr.
Die Ursachen bleiben. Müssen bleiben. Weil ihre Beseitigung gleichbedeutend mit der Beseitigung nationaler Egoismen, von Privilegien, der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, des eigenen Machtanspruchs wäre. Und so wird sich die sogenannte Terrorbekämpfung auch hier darauf beschränken, Freiheitsrechte zu beschneiden (Rosskur), Reden zu halten (Placebo) und die einzukassieren, derer man habhaft wird (Salbe). Anschläge lassen sich so vielleicht eine Zeit lang verhindern. Aber mit Sicherheit nicht so lange, dass nicht irgendwann die Symptome die Überhand gewönnen. Die Menschen in der Bundesrepublik sollten also Angst haben. Vor der Unfähigkeit, mit radikalen Veränderungen Ursachen zu bekämpfen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.