Jede Woche drei Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte

Analyse von Pro Asyl und Amadeu Antonio Stiftung: 2014 gab es 77 Übergriffe auf Flüchtlinge und 153 Attacken auf Unterkünfte für Geflüchtete

  • Lesedauer: 2 Min.
Pegida versetzt Flüchtlinge in Dresden in Angst, aber diese ist in ganz Deutschland begründet: Neben vielen Angriffen auf Flüchtlinge und deren Unterkünfte zählten Pro Asyl und Amadeu Antonio Stiftung mehr als 250 flüchtlingsfeindliche Kundgebungen.

Berlin. In Deutschland finden laut einer Dokumentation statistisch gesehen jede Woche drei Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte statt. Jeden Monat werden zudem mehr als sechs Übergriffe auf Flüchtlinge verübt, geht aus einer am Montag in Berlin veröffentlichten Analyse von Pro Asyl und der Amadeu Antonio Stiftung hervor.

Demnach wurden im Jahr 2014 bundesweit 77 Übergriffe auf Flüchtlinge gezählt sowie 153 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte. Dazu zählten den Angaben zufolge 35 Brandanschläge und 118 Sachbeschädigungen an Unterkünften. Ferner wurden 256 flüchtlingsfeindliche Kundgebungen oder Demonstrationen registriert. Die meisten Anschläge auf Unterkünfte ereigneten sich in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Sachsen und Bayern.

Für die in der »Chronik der Gewalt - Rechte Hetze gegen Flüchtlinge« vorgelegten Zahlen seien Medienberichte, Auskünfte von lokalen Initiativen und von Rassismus betroffenen Personen, Zahlen des Bundeskriminalamtes, Mitteilungen von örtlichen Polizeiinspektionen und Staatsanwaltschaften sowie Ergebnisse parlamentarischer Anfragen auf Bundes- und Landesebene ausgewertet worden, hieß es. Vergleichszahlen der Vorjahre wurden nicht genannt.

Pro Asyl und die Amadeu Antonio Stiftung verwiesen darauf, dass bei den flüchtlingsfeindlichen Demonstrationen organisierte Rechtsradikale häufig unter dem Deckmantel »besorgter Bürger« auftreten würden. Für die Veranstaltungen würden Teilnehmer meist über Facebook mobilisiert, auf denen Asylsuchende als »Wirtschaftsflüchtlinge« und angebliche Gefahr denunziert würden.

Beide Organisationen riefen dazu auf, Rassismus entschieden entgegenzutreten. Zugleich kritisierten sie die islamfeindliche »Pegida«- Bewegung. Diese versetze Flüchtlinge in Angst, hieß es. Dies gelte insbesondere für Sachsen, wo es der Dokumentation zufolge 2014 mit Abstand zu den meisten rassistisch motivierten Körperverletzungen gegen Flüchtlinge kam. Zudem hätten rassistische Pöbeleien im Zuge der »Pegida«-Demonstrationen in Dresden deutlich zugenommen.

Leider sind »Pöbeleien und Angriffe auf Flüchtlinge« ein gesamtdeutsches Phänomen, sagt Janine Wissler, Vorsitzende der LINKEN im Hessischen Landtag. Auch in Hessen würden rechte Gruppierungen und die AfD gegen Flüchtlinge und Mitgranten hetzen, was seit Beginn der Pegida-Demonstrationen immer weiter zunehme. Daher sei das Gespräch zwischen Pegida-Anhängern und dem SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel am Wochenende ein vollkommen falsches Signal, erklärt Wissler. »Wer rassistischen Ressentiments schüre und dazu beitrage, das gesellschaftliche Klima zu vergiften, dürfe nicht auch noch salonfähig gemacht werden« epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!