Mutmacher
PERSONALIE
Mit 2110 Metern ist der Hvannadalshnúkur noch immer die höchste Erhebung Islands. Dass aber der Glaube eines Isländers sprichwörtlich Berge versetzen kann, daran besteht in diesen Tagen kein Zweifel. Dagur Sigurdsson führte die deutschen Handballer als Trainer ins Viertelfinale der Weltmeisterschaft in Katar, im Spiel gegen die Gastgeber könnte an diesem Mittwoch eine DHB-Auswahl erstmals seit acht Jahren wieder ein WM-Halbfinale erreichen.
»Glaubt an Euch!« Diese Worte seines Trainers hob Sven-Sören Christophersen am 16. September 2012 besonders hervor. Er hatte gerade mit seinen Mitspielern von den Füchsen Berlin ein Remis gegen den übermächtigen THW Kiel erkämpft. Gesprochen hatte die Worte Dagur Sigurdsson - immer wieder. In Doppelfunktion ist der 41-Jährige bis zum Ende dieser Saison auch noch Trainer des Bundesligisten. 2009 war er nach Berlin gekommen. 2012 führte er die Füchse ins Halbfinale der Champions League, 2014 wurde mit dem Pokalsieg der erste Titel der Vereinsgeschichte gefeiert. Der Abstiegskandidat ist ein europäischer Spitzenklub geworden.
Mut musste Dagur Sigurdsson, seit September Bundestrainer, auch seinen Nationalspielern machen. Niemand hatte noch an sie geglaubt, am wenigsten sie selbst. Für Olympia 2012, die EM 2014 und die WM 2015 konnten sie sich nicht qualifizieren. Dank einer Wildcard sind sie in Katar dabei, dank Sigurdsson, der vor allem die Abwehrarbeit verbesserte, haben sie dort noch kein Spiel verloren.
Dagur Sigurdssons großes Verständnis für Ball, Raum, Gegner und Taktik scheint naturgegeben. Für Islands U 17-Fußballauswahl bestritt er sieben Länderspiele. Die Entscheidung für den Handball war dennoch die richtige. In 215 Länderspielen warf er 397 Tore, neun Meistertitel gewann er mit Valur Reykjavik und Bregenz HB. Zu den Österreichern kehrte er nach einem Abstecher nach Japan 2003 als Spielertrainer zurück. Seitdem begleitet ihn diese blaue Taktiktafel, mit der er nun auch in Katar seinen Spielern ruhig, sachlich und klar Anweisungen gibt. Den Glauben an sich selbst haben sie längst wiedergefunden.
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