Kretschmann wirkt - oder nicht?

Velten Schäfer über die rapide Beschleunigung von Asylverfahren

  • Lesedauer: 1 Min.

Drei statt wie bisher fast acht Monate sind das Ziel der Bundesregierung, gar nur noch sechs Wochen soll ein Asylverfahren dauern, wenn es nach der CSU geht - und tatsächlich wird laut Bundesamt für Flüchtlinge und Migration immer schneller darüber entschieden, wer in Deutschland Unterschlupf findet: Man sei nun bei knapp sechs Monaten.

Für Flüchtlinge, die aus Ländern wie Syrien oder Irak stammen, ist es eine gute Nachricht, dass ihre Anträge schneller geprüft werden, weil u.a. 300 neue Bearbeiter eingestellt wurden. Hinsichtlich derjenigen aber, die etwa vom Westbalkan stammen, steht die Erfolgsmeldung für eine bedenkliche Tendenz: Seit die Stuttgarter Landesregierung unter Winfried Kretschmann der Klassifizierung dieser Staaten als »sicher« zugestimmt hat, obwohl dort speziell Sinti und Roma von krasser Ausgrenzung betroffen sind, kann hier von Einzelfallprüfung keine Rede mehr sein.

Kretschmann wirkt also - zumindest vordergründig. Doch nehmen andererseits Berichte zu, nach denen diese Pauschalisierung und Beschleunigung der Verfahren beim Bundesamt eine Zunahme von Klagen vor Verwaltungsgerichten nach sich zieht, die ihrerseits Monate in Anspruch nehmen können. Das ist keine schlechte Nachricht: Ganz so schnell lassen sich die Reste des Asylgrundrechts eben doch nicht schleifen.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.