Islamischer Staat tötet japanischen Journalisten

Terrormiliz veröffentlicht Video der Ermordung / Weltweites Entsetzen und Verurteilung der Tat / Schicksal jordanischer Geisel unklar

  • Lesedauer: 3 Min.
Kenji Goto hatte als freier Journalist über viele Kriege berichtet und sich dem Schicksal von Kindern in Konfliktregionen gewidmet. Der IS hatte ihn im Oktober 2014 verschleppt. Erst vor einer Woche hatten die Terroristen eine weitere japanische Geisel getötet.

Kairo/Tokio. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat offensichtlich eine weitere japanische Geisel bestialisch ermordet. In einem am Samstagabend im Internet veröffentlichten Enthauptungsvideo soll der Journalist Kenji Goto neben einem IS-Kämpfer zu sehen sein. Anschließend wird ein Standbild veröffentlicht, das den abgetrennten Kopf des 47-Jährigen zeigen soll. Der japanische Regierungschef Shinzo Abe sprach von einer »verabscheuungswürdigen terroristischen Tat«. Erst eine Woche zuvor hatte der IS eine andere japanische Geisel getötet.

In dem aktuellen Video droht ein in Schwarz gekleideter IS-Kämpfer Abe damit, »ein Massaker zu veranstalten, wo auch immer deine Leute zu finden sind«. Wie in früheren IS-Enthauptungsvideos ist die Geisel kniend in einem orangefarbenen Overall zu sehen, der an die Häftlingskleidung im US-Gefangenenlager Guantanamo erinnert. »Eine ganze Armee dürstet nach eurem Blut«, sagt der Kämpfer auf Englisch mit britischem Akzent. Der Internetdienst Site, der die Aktivitäten von Terrorgruppen beobachtet, bestätigte die Echtheit des Videos. Es löste weltweit Entsetzen aus.

US-Präsident Barack Obama sprach von einer »feigen Ermordung«. Er kündigte an: »Zusammen mit einer breitgefächerten Koalition von Verbündeten und Partnern werden die USA weiterhin entschlossen handeln, um den IS zu schwächen und am Ende zu zerstören.« Der britische Premierminister David Cameron schrieb bei Twitter, die Ermordung Gotos sei »eine Erinnerung daran, dass der IS die Verkörperung des Bösen ist«. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nannte das Vorgehen des IS »barbarisch«. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Ermordung als barbarischen Akt verurteilt. »Für diese abscheuliche, menschenverachtende Tat gibt es keinerlei Rechtfertigung«, schrieb Merkel in einem Kondolenztelegramm an Japans Premierminister Shinzo Abe. »Mein tief empfundenes Beileid gilt den Familienangehörigen des Opfers, denen ich viel Kraft in dieser schweren Stunde wünsche«, so Merkel. Zudem betonte sie: »Deutschland steht im Kampf gegen den Terrorismus an der Seite Japans.«

Unerwähnt blieb in dem Video das Schicksal einer weiteren Geisel, des jordanischen Piloten Muas al-Kasasba. Der 26-jährige Oberleutnant war an Heiligabend 2014 mit seinem Kampfjet über Syrien abgestürzt und vom IS gefangen genommen worden. Die Sicherheit Al-Kasasbas ist zum Staatsanliegen geworden - sein Vater Safi ist Scheich eines einflussreichen Stammes im jordanischen Königreich. Ein Lebenszeichen seines Jungen habe er bislang nicht erhalten, sagte er.

Jordaniens Regierung verurteilte die Enthauptung Gotos scharf. Man habe alles versucht, um die Geisel frei zu bekommen, sagte ein Sprecher. Der IS habe jedoch nicht auf die Verhandlungen reagiert. Tokio hatte sich gemeinsam mit Jordanien um die Rettung Gotos und des jordanischen Piloten bemüht. Der IS wollte Goto nur im Austausch gegen eine in Jordanien inhaftierte Islamistin freigeben. Amman forderte jedoch zunächst ein Lebenszeichen von dem Piloten.

Goto hatte als freier Journalist über viele Kriege berichtet und sich dem Schicksal von Kindern in Konfliktregionen gewidmet. Der IS hatte ihn im Oktober verschleppt und vor knapp zwei Wochen erstmals in einem Video gemeinsam mit seinem vor ihm getöteten Landsmann Haruna Yukawa gezeigt.

Japan beteiligt sich nicht an den US-geführten Luftschlägen gegen den IS im Irak und in Syrien. Abe kündigte jedoch kürzlich bei einer Nahost-Reise an, von den Dschihadisten bedrohte Länder mit 200 Millionen Dollar an humanitärer Hilfe zu unterstützen. Kritiker warfen Abe vor, damit die Geiselkrise provoziert zu haben. Zum Zeitpunkt seiner Rede hatten sich die beiden Japaner bereits in der Gewalt der Terroristen befunden. dpa/nd

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