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Pferdezüchter wäre er gerne geworden

Rolf Hoppe wurde heute mit der Paula ausgezeichnet

  • Katharina Dockhorn
  • Lesedauer: 4 Min.

Die Hand trägt der 84jährige in Gips, beim Holzholen ist er ausgerutscht und hat sich den Arm gebrochen. Der Stimmung bei der Verleihung der Paula des Progress Filmverleihs an Künstler, die bei der DEFA ihre Karriere begannen und im vereinten Deutschland zu den Publikumslieblingen zählen, tut das keinen Abbruch. Die Laudatio hielt Jan Josef Liefers, den Hoppe seit der Geburt kennt.

Der Preis ist nach der «Legende von Paul und Paula» benannt. Erinnern Sie sich, wann Sie den Film das erste Mal gesehen haben?
Das muss im Studio gewesen sein. Ich war auch für eine Rolle besetzt. Aber schreiben Sie das nicht Oder doch.

Warum kam es nicht dazu?
Ich bin krank geworden.

«Mephisto» von Istvan Szabo haben Sie nur gespielt, weil der sie bekniet und die Familie mit einem Urlaub in Ungarn gelockt hat. Woher die Skepsis?
Ich hatte so viele böse Buben und Faschisten gespielt, ich war ihrer überdrüssig. Heute bin ich froh, dass Istvan so hartnäckig blieb. Wenn ich nicht dabei gewesen wäre, würde ich heute nicht hier sitzen. Der Film war mein Glück.

Jetzt untertreiben Sie. Auch als König in «Drei Haselnüsse» für Aschenbrödel« sind sie Stammgast auf dem Bildschirm.
Das Märchen ist mein zweiter Glücksbringer, obwohl es lange nicht so aussah, dass er je zu Ende gedreht wird. Ich frage mich manchmal, was den Leuten daran so gefällt.

In zwei populären Indianerfilmen haben Sie Gojko Mitic verfolgt.
Es waren sogar fünf. Ich war immer der Bösewicht, der ihn jagte. Mit Gojko habe ich gerne gespielt, wir mögen uns sehr und sind bis heute befreundet.

Mario Adorf war lange der Mann, der Winnetou erschoss. Bei Ihnen war es stets umgekehrt.
Ja, ich musste ihn nie erschießen, er oder seine Freunde haben mich erschossen. Das hat mich nicht gestört.

Wie viel Glück muss ein Schauspieler haben?
Ne Menge. Es gibt so viele gute Schauspieler. Ich bin ein eigenwilliger Typ, die Zuschauer wussten nie, ob sie meine Figuren mögen oder nicht. Ich habe mich stets bemüht, in jeder Rolle menschliche Züge raus zu kratzen. Oft entscheiden ja die äußeren Umstände, welches Schicksal ein Mensch erleidet und welche Eigenschaften sich herausbilden. Doch niemand ist nur gut oder böse. Aber wem sage ich das. Solche Typen gibt es nur in der schlechten Kunst.

Haben Sie eine Lieblingsrolle?
Der Lehrer Klein in Günther Rückerts »Die besten Jahre«. Es war meine erste Rolle, er hat mir vertraut. Und die Indianerfilme habe ich gerne gespielt.

Was auch mit Ihrer Liebe zu Pferden zusammenhängt?
Ich wäre wohl im Pferdestall gelandet, wenn es mit der Schauspielerei nicht geklappt hätte. Zu ihnen hatte ich stets ein besonderes Verhältnis. Mein Traum war immer, Pferde zu züchten. Nur, der Beruf ließ mir nicht ausreichend Zeit, mich um sie zu kümmern.

Ursprünglich wollten Sie sich nach der Wende auf einen Bauernhof zurückziehen. Daraus wurde ein Theater, das Sie noch heute leiten?
Ich habe das Grundstückstück und das Haus gekauft, um dort zu leben. Meine Frau wollte nicht aus der Stadt ziehen. So entstand die Idee, dort ein Theater zu etablieren. Meine Kinder und vor allem mein Schwiegersohn haben mich bestärkt.

Hält die Arbeit sie noch jung?
Die Arbeit erhält mich nicht am Leben, das sind die Menschen. Was mich trotzdem antreibt, ist der Junge in mir. Sehen Sie nicht das Kind in meinen Augen? Nur, in meinem Alter muss ich nicht jeden Abend auf der Bühne stehen. Obwohl gesundheitlich alles in Ordnung ist. Ein paar Blätter haben ja mehrmals berichtet, ich seit geistig nicht ansprechbar. Den Gefallen tue ich ihnen nicht.

Vor einem Jahr waren Sie auf dem Bildschirm als Mentor von Jan Josef Liefers in der Rolle des Anwalts Joachim Vernau in »Die letzte Instanz« zu sehen. Was verbindet Sie?
Uns verbindet ein ganz besonderes Verhältnis. Ich kenne seine Eltern und habe seine ersten Schritte am Staatsschauspiel in Dresden beobachtet. Wir haben uns nie gezankt, oder? Wenn wir Meinungsverschiedenheiten hatten, wurden sie schnell beigelegt.

Sie sind beide Dresdner.
Ich bin Dresdner, ich liebe die Stadt und fühle mich dort sehr wohl.
In den letzten Wochen haben einige Bürger für negative Schlagzeilen gesorgt.
Dresden war immer eine weltoffene Stadt und hat von den Einflüssen profitiert. Das wird auch so bleiben.

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