HSBC gerät in Bedrängnis

Schweizer Filiale der Großbank soll bei Schwarzgeldkonten ein Auge zugedrückt haben

  • Meike Stolp, London
  • Lesedauer: 3 Min.
Die größte britische Bank kommt nicht zur Ruhe. Vor drei Jahren erst hatte sich die HSBC vom Vorwurf der Geldwäsche freigekauft, nun soll die Schweizer Tochter Milliarden an Schwarzgeld gehortet haben.

Es ist das bisher größte Datenleck der Bankenbranche. Und es zieht weiter seine Kreise. Der französisch-italienische Informatiker Hervé Falciani war 2008 mit 130 000 Kundendaten der HSBC-Bank verschwunden. Diese Informationen waren der Schlüssel zur Enttarnung Hunderter Steuerbetrüger. Konkret betroffen ist die Schweizer Filiale der größten britischen Bank.

Waffenhändler, dubiose Politiker sowie Verwandte autokratischer Machthaber, darunter Syriens Baschar al-Assad und Chinas ehemaliger Premierminister Li Peng, sollen bei dem Schweizer Ableger der britischen HSBC-Bank Milliarden an Schwarzgeld gebunkert haben. Das berichten »Süddeutsche Zeitung«, NDR und WDR unter Berufung auf vertrauliche Dokumente, die seit September 2014 von rund 140 Journalisten ausgewertet werden.

Aus den Unterlagen soll detailliert hervorgehen, wie Bankberater der viertgrößten ausländisch beherrschten Bank in der Schweiz ihren zwielichtigen Kunden dabei halfen, ihr Geld zu verschleiern. Für die britische Bank sind die Enthüllungen ein Desaster. Wenngleich nicht das erste.

Vor drei Jahren hatte sich HSBC für rund 1,9 Milliarden Dollar (1,8 Milliarden Franken) in den USA vom Vorwurf der Geldwäsche und Terrorfinanzierung freigekauft. Das war eine der größten Geldbußen, die je eine Bank zahlen musste. Dafür verzichteten die US-Ermittler auf eine Anklage. Vorgeworfen wurde HSBC damals unter anderem, Milliardengeschäfte mit der mexikanischen Drogenmafia gemacht zu haben.

HSBC ist nicht die einzige britische Bank, die für krumme Geschäfte in den USA gerade stehen musste. Barclays wurde zur Zahlung von 290 Millionen Dollar wegen der Manipulation des Libor-Leitzinses verdonnert und Standard Chartered musste wegen Verstoßes gegen US-Sanktionen 327 Millionen Dollar zahlen - dazu kam eine bereits vorher verhängte Strafe in Höhe von 340 Millionen Dollar.

Damals entschuldigte sich HSBC-Chef Stuart Gulliver für die Fehler und versprach, dass seine Bank inzwischen eine »fundamental andere Organisation« hätte. So soll sie nach eigenen Angaben in der Schweiz verlangen, dass ihre Kunden »steuertransparent« sind. Soll heißen: Wenn der Kunde Steuerrichtlinien verletzt, wird sein Konto dicht gemacht. Das war vorher nicht so. Denn, das gab die Bank am Montag selbst in einer vierseitigen Stellungnahme zu: »Obwohl es zahlreiche Gründe dafür gibt, in der Schweiz ein Bankkonto zu haben, nutzten in manchen Fällen Personen das Bankgeheimnis aus, um undeklarierte Konten zu unterhalten.« Kunden hätten mitunter ihre Steuerverpflichtungen nicht vollständig eingehalten. Weltweit hat HSBC nach 2012 außerdem die Antigeldwäschevorschriften verschärft und 1750 Spezialisten eingestellt, welche die Einhaltung der Regeln sicherstellen sollen, um das Vertrauen wieder herzustellen.

Die Hongkong & Shanghai Banking Corporation - wie die HSBC mit vollem Namen heißt - wurde 1865 in der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong von dem Schotten Thomas Sutherland gegründet. Durch den Aufbau der Bank sollte der Handel in Ostasien finanziert werden. Besonders in der Gründerzeit hatten dabei auch deutsche Geschäftsinteressen Einfluss auf die Bank - so hatte die HSBC bereits 1889 eine Zweigstelle in Hamburg.

Wie viele britische Großbanken arbeitet die HSBC also von Beginn an weltweit. Diese Geldhäuser unterhalten seit Jahren zum Teil Beziehungen in Länder, die heute als politisch brisant gelten. Selbst als US-Banken sich aus dem Geschäft mit Ländern wie Libyen, Iran oder Syrien zurückzogen und damit entsprechende Finanzsanktionen respektierten, machten britische Banken munter weiter. Die HSBC hat damit Erfolg: Mit einer Marktkapitalisierung von 117 Milliarden Pfund ist sie die größte Bank Europas.

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