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Abgang des Übervaters

In Osttimor tritt Xanana Gusmao in die zweite Reihe

  • Thomas Berger
  • Lesedauer: 3 Min.

Seinen Ausflug in die reguläre Politik hatte Xanana Gusmao eigentlich auf fünf Jahre begrenzen wollen - seine Amtszeit als Gründungspräsident des südostasiatischen Staates Timor-Leste (Osttimor) 2002-2007. Der angestrebte Ruhestand war ihm da noch nicht vergönnt. Weitere siebeneinhalb Jahre als Premier folgten - aber nun ist definitiv Schluss.

Von einem Rücktritt hatte der einstige Held des Freiheitskampfes gegen die indonesischen Besatzer zuletzt seit 2013 immer wieder gesprochen. Doch erst vergangene Woche machte er die Ankündigung wahr, und am Montag nun nahm Staatschef Taur Matan Ruak das Gesuch formell an. Bis Ende der Woche soll eine neue Regierungsmannschaft stehen, zahlenmäßig verkleinert, spürbar verjüngt und in der politischen Bandbreite zugleich verbreitert.

Denn neben Vertretern der bestehenden Drei-Parteien-Koalition werden ihr vermutlich auch Vertreter der bisherigen Opposition angehören. Wie in der Hauptstadt Dili bekannt wurde, hat Gusmao als Nachfolger Rui Araujo vorgeschlagen. Der ehemalige Gesundheitsminister gehört der oppositionellen Fretilin-Partei an, die auch namensmäßig noch an die wichtigste Gruppierung des Unabhängigkeitskampfes anknüpft. Sollten die Pläne so durchgehen, entstünde quasi eine Regierung der nationalen Einheit - für den Beginn der neuen Ära ohne Gusmao alles andere als ein schlechtes Signal.

Seine ersten politischen Stürme hat der junge Staat schließlich schon durchlebt. Knapp ein Jahrzehnt ist es inzwischen her, seit eine Wirtschaftskrise und Revolten von Teilen der Armee Osttimor erschütterten. Kurzzeitig schien das demokratische Experiment vor dem Scheitern. Inzwischen jedoch hat sich die Lage stabilisiert. Der Stratege Gusmao hat den Zeitpunkt seiner Abgabe des Steuerrads mit Bedacht gewählt. Das Schiff ist wieder in ruhigerem Fahrwasser gelandet, und bis zur nächsten regulären Wahl mit absehbar neuen politischen Konfrontationen sind es noch zwei Jahre hin.

Gusmao war nicht einfach nur Präsident und Premier, er war der politische Übervater, die wichtigste personelle Konstante in all den 13 Jahren seit Staatsgründung und dem ersten Tag seiner Präsidentschaft. Einer, der 17 Jahre im Dschungel die Guerilla anführte, von den Indonesiern jahrelang eingekerkert war und gerade vor diesem Hintergrund immerhin das Wunder vollbrachte, aus 24-jähriger Unterdrückung und geschätzt knapp 200 000 Opfern des Unabhängigkeitskampfes keine dauerhafte Feindschaft mit dem großen Nachbarn zu nähren, sondern eine Aussöhnung mit Indonesien zu erreichen. Das Verhältnis ist zwar nicht völlig konfliktfrei, angesichts dieser Vorgeschichte aber längst erstaunlich normal. Dennoch muss der Winzling mit gerade einmal 1,1 Millionen Einwohnern aufpassen und einer Fläche von etwa Schleswig-Holstein, nicht zwischen den Interessen Indonesiens und Australiens zerrieben zu werden. Gerade mit Canberra gibt es Streit um die genaue Zuordnung eines maritimen Öl- und Gasfeldes. Die Einnahmen aus der Förderung solcher Rohstoffe sind wichtig, um die noch immer massive Armut und wirtschaftliche Rückständigkeit abzubauen.

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