Ungewisse Zukunft für Kohle

Mehrere Interessenten für Braunkohlesparte von Vattenfall / Britische Parteien versprechen Ausstieg

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 3 Min.
Während Großbritannien sich von der Kohle verabschiedet, ist hierzulande kein Ende in Sicht. Für den Verkauf der Braunkohlesparte von Vattenfall gibt es Interessenten.

Knapp zwei Monate bevor der offizielle Verkaufsprozess starten soll, brodelt die Gerüchteküche um die Interessenten an der Braunkohlesparte von Vattenfall. Seit vergangenem Herbst ist klar, der schwedische Staatskonzern will verkaufen, am Dientag meldete die »Rheinische Post«, der fünftgrößte deutsche Stromkonzern Steag sei interessiert. Unternehmenschef Joachim Rumstadt habe bereits erste Gespräche geführt, hieß es, und die Gewerkschaften würden diesen Schritt begrüßen. Wenige Stunden später: Steag dementiert.

Erst am Montag hatte sich das tschechische Unternehmen CEZ ins Gespräch gebracht. »Ja, wir interessieren uns für diese Kraftwerke, seit Vattenfall ihren Verkauf angekündigt hat«, erklärte CEZ-Sprecher Ladislav Kriz. Dazu gehören laut Kriz auch die Tagebaue. CEZ betreibt in Tschechien ein Dutzend Kohlekraftwerke und über eine Tochtergesellschaft auch Tagebaue. Interessiert zeigt sich der Konzern zudem an den von Vattenfall betriebenen thüringischen Wasserkraftwerken in Goldisthal, mit 1060 Megawatt Leistung das größte Pumpspeicherkraftwerk Deutschlands.

CEZ bezieht seine Umsätze zu 70 Prozent aus Braunkohlewerken und zu 17 Prozent aus Wasserkraft. Ein Vattenfall-Sprecher schloss einen gemeinsamen Verkauf nicht aus: »Wenn wir einen Investor bekommen, der die Braunkohle nur mit den Wasserkraftwerken nimmt, dann würden wir das machen.«

Der teilstaatliche Stromkonzern ist bereits der zweite Interessent aus dem Nachbarland. Im November hatte der Energiekonzern EPH mitgeteilt, dass er sich eine Übernahme der Braunkohlesparte vorstellen könne. Das Unternehmen besitzt bereits die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft Mibrag in Sachsen-Anhalt.

Vattenfall selbst schweigt zu Einzelheiten und erklärt: »Wir äußern uns grundsätzlich nicht bei laufenden Transaktionen zu Marktspekulationen.«

In Großbritannien haben derweil die drei Parteispitzen der der Konservativen, Liberalen und der Sozialdemokraten überraschend öffentlich erklärt, aus der Kohleverstromung aussteigen zu wollen. Großbritannien hat gemeinsam mit Deutschland 18 der 30 umweltschädlichsten Kohlekraftwerke innerhalb der EU. Auf Vermittlung verschiedener Nichtregierungsorganisationen haben sich die Parteivorsitzenden auf ein Papier geeinigt, in dem sie versprechen, Kohlekraftwerke abzuschalten und sich für ein global verbindliches Klimaabkommen einzusetzen, das den Temperaturanstieg tatsächlich auf zwei Grad Celsius begrenzt. Allerdings nennen sie weder einen verbindlichen Zeitplan noch schließen sie den Bau neuer Kohlekraftwerke aus.

Laut einer Umfrage der Universität Cardiff setzen sie mit dem Versprechen um, was die Bevölkerung umtreibt. Fast 90 Prozent der Briten sehen den Klimawandel als erwiesen an und über 80 Prozent glauben an den menschlichen Einfluss als Ursache. Die Autoren vermuten, dass der Grund dieser Einschätzung eng an die zunehmenden Wetterextreme gekoppelt sei. Denn zwei Drittel der Befragten zeigten sich besorgt über die Folgewirkungen der Erderwärmung.

Ebenfalls parteiübergreifend ist allerdings im Vereinigten Königreich das Bekenntnis zur Atomkraft. Mit staatlichen Beihilfen sollen gleich mehrere neue Meiler gebaut werden. Der Energiemix des Landes muss also auch zukünftig nicht mit Erneuerbaren Energien gelingen, die von der Regierung noch immer weniger gefördert werden als angekündigt.

Auf Atomkraft setzt die Bundesregierung immerhin nicht. Doch der Ausstieg aus der Kohle fällt hierzulande schwer. Seit Monaten wirbt die Branche für die Einführung von Prämien für fossile Kraftwerke. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) lehnt das bisher ab. Sein Parteikollege aus Nordrhein-Westfalen, Garrelt Duin, forderte dagegen am Montag bessere Rahmenbedingungen und damit mehr Einnahmen für fossile Kraftwerke. Sollten die Betreiber weiter Verluste machen, würden keine neuen Anlagen mehr gebaut. Der Landeswirtschaftsminister warnte vor Versorgungsengpässen.

Andernorts wollen Kommunen raus aus der Kohlekraft. Laut einem Beschluss der Stadt Münster soll die Beteiligung am Stromkonzern RWE zurückgezogen werden. Ähnliche Initiativen gibt es bereits in Aachen, Bochum und Köln. Mit Agenturen

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