Zweimal Maidan

Roland Etzel zur gespaltenen Wahrnehmung der Ukraine-Krise

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer die Vorgänge von vor einem Jahr in der Ukraine am Wochenende aus Kiewer und aus Moskauer Sicht nacherzählt bekommt, kann nicht glauben, dass hier von der selben Sache gesprochen wird. Zu krass sind die Wahrnehmungsunterschiede zu dem, was auf Kiews Maidan geschah. Es blüht - auf beiden Seiten - Legendenbildung der finstersten Art. Was die Mehrheit der Ukrainer tatsächlich denkt, ist nicht bekannt. Von den nonstop berichtenden Fernsehsendern erfährt man es jedenfalls nicht.

Die Reden zum Kiewer Maidan-Gedenkmarsch waren in beängstigendem Maße unversöhnlich. Die raubeinige Reaktion der Moskauer Anti-Maidan-Proteste ebenso. Wen immer es nach noch mehr Konfrontation gelüstet - beide Seiten boten dafür Hassprediger in Hochform.

Dominierte die dort wiedergegebene Stimmung tatsächlich alle Handlungen in der Sache, bliebe vernunftgesteuerter Diplomatie wohl kein Fußbreit Raum. Aber so ist es offensichtlich nicht, noch nicht. Der Gefangenenaustausch spricht dafür ebenso wie die Unterzeichnung eines Dokuments zum Abzug schwerer Waffen.

Mit Verzögerungen, auch zeitweiligen Verletzungen derartiger Vereinbarungen muss dabei immer gerechnet werden. Um so wichtiger ist die auswärtige Begleitmusik. Die ukrainischen Akteure achten darauf sehr genau, die in Kiew wie die in Donezk. Werden die Kompromisssucher bedient oder die Scharfmacher? Darauf müssen sie achten, denn allein sind sie recht schwach und pleite sowieso - die in Kiew wie die in Donezk.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.