Karsai als Weißbuch-Mitautor
René Heilig zur Neuausrichtung deutscher Sicherheitspolitik
Die Verteidigungsministerin hat jede und jeden aufgefordert, seine Gedanken zum Weißbuch, also der neuen Richtlinie für die deutsche Sicherheitspolitik, kundzutun. Das betrifft natürlich auch die davon passiv Betroffenen. Jene, die im Kundus-Fluss durch den Befehl eines deutschen Kommandoführers umgebracht wurden, können ihre Erfahrungen ja nicht mehr einbringen. Doch ihr damaliger Präsident Hamid Karsai tat es im ARD-Interview. Er mag die Deutschen, die hätten sich immer ehrlich verhalten und versucht, Opferfamilien finanziell zu helfen. Insgesamt jedoch lässt Karsai kein gutes Haar am Militäreinsatz des Westens. Er meint, dass auch der Tod deutscher ISAF-Soldaten letztlich vergebens war. Im Gegenteil, seit dem Einfall der USA und ihrer Verbündeten in das Land am Hindukusch sei es mit dem Terrorismus schlimmer statt besser geworden.
Solche Aussagen sind mehr als eine Fußnote im neuen Weißbuch wert. Und sei es nur, um zu erkennen, dass man künftig auch langjährigen Freunden wie den USA nicht blind folgen muss, wenn die irgendwo aus Eigennutz zur Attacke blasen. Das gilt in besonderer Weise, wenn die Attacken in Europa geritten werden sollen. Da ist es allemal besser, Kanzlerin Merkel zu schicken, als Soldaten. Diesem Gedanken sollte man doch glatt ein eigenes Kapitel im neuen Weißbuch widmen.
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