Wer bezahlt die Welli-Zeche?
Die Eisbären kämpfen in der DEL gegen ein erneutes frühes Aus - im Wellblechpalast, in den nicht alle Fans passen
Die Eisbären waren nach dem Desaster von 2014 mit dem vorzeitigen Meisterschaftsaus in den Pre-Playoffs gegen den späteren Titelträger Ingolstadt in diese 21. DEL-Saison mit dem Ziel gegangen, mindestens als Sechster die Playoff-Direktqualifikation zu erreichen. Doch nach den 52 Spielen der Hauptrunde wurde als Neunter dieses Ziel klar verfehlt.
Dabei wurde Mitte Dezember der glücklose Coach Jeff Tomlinson beurlaubt und mit Uwe Krupp der international erfolgreichste deutsche Eishockeyspieler engagiert. Mit dem 49-jährigen gebürtigen Kölner an der Bande gab es zunächst auch eine bemerkenswerte Aufbruchstimmung mit vier Siegen in Serie. Aber danach ging es wie unter Tomlinson in einer Berg- und Talfahrt munter weiter.
Vor allem aber: Die eklatante Auswärtsschwäche mit insgesamt 18 Niederlagen auf fremdem Eis in 26 Spielen hielt auch unter Krupp an: In 12 Auswärtsbegegnungen unter seiner Leitung gab es nur zwei Siege und zuletzt sechs Niederlagen in Folge.
»Man darf nicht übersehen«, setzt Krupp zum Erklärungsversuch an, »dass die Gegnerschaft auf heimischem Eis stärker geworden ist und wir bei sechs verletzten Stammspielern eben keine Spitzenmannschaft sind.« Im übrigen sei die Erwartungshaltung in Berlin angesichts von sieben Titelgewinnen in neun Jahren besonders groß, etwa vergleichbar im Fußball mit Bayern München. »Diese Erwartungshaltung ist einerseits motivierend, andererseits wächst damit der Druck auf die Mannschaft. So gesehen muss sich die Mannschaft neu definieren.«
Nun aber wächst der Druck auf die Eisbären noch. Denn es droht das zweite vorzeitige Saisonaus in Folge. Gegner des Neunten ist der Achte Nürnberg, der durch seine bessere Platzierung in der Serie »Best of 3« einen Heimvorteil mehr genießt. Krupp bleibt dennoch optimistisch: »Wir sind zwar nicht der Favorit, aber so wie wir zuletzt gespielt haben, können wir gegen Nürnberg bestehen.«
Zur drohenden Saisonpleite gesellt sich noch die Wut der Fans. Sie richtet sich gegen das Eisbären-Management. In Selbstüberschätzung hatte es nicht mit den Vor-Playoffs kalkuliert und die Arena am Ostbahnhof, die in dieser Saison durchschnittlich von 13 000 Fans besucht wurde, auch nicht gebunden. Die Folge: Sie ist durch den Auftritt der Basketballer von Alba Berlin in der Euroleague und die Motorradshow »Night of the Jumps« ausgebucht.
Nun muss die einzige Heimpartie gegen Nürnberg am Freitag im Wellblechpalast in Hohenschönhausen ausgetragen werden. In den »Welli« passen maximal 4695 Zuschauer - doch es gibt deutlich mehr als 4800 Dauerkartenbesitzer. Fast 200 müssten also draußen bleiben und andere Besucher sowieso. Die Fans protestierten beim letzten Heimspiel mit Transparenten »Welli, Show und Kartenpreise - ihr fahrt auf den falschen Gleisen« oder »Wer bezahlt die Welli-Zeche? Die Treuesten der Treuen«.
Eisbären-Sprecher Daniel Goldstein sagt, er hoffe, dass alle Dauerkartenbesitzer unterkommen: »Nicht alle auf Sitzplätzen, etliche nur auf Stehplätzen. Wer von ihnen nicht reinkommt, erhält einen Gutschein im Wert von 15 Euro, der beim Kauf der Dauerkarte für die nächste Saison eingelöst werden kann.« Ob es neben dem »Welli« eine Videowand für die abgewiesenen Fans geben wird, ist zur Stunde noch offen. »Wir sind darüber in Verhandlungen, entschieden ist aber noch nichts«, so Goldstein.
In dieser verzwickten Situation, die auch einen erheblichen Einnahmeverlust mit sich bringt, können die Eisbären sogar noch froh sein, in der Qualifikationsrunde nicht zwei Heimspiele austragen zu müssen. Denn noch mehr Fanwut kann der Klub ganz sicher nicht gebrauchen.
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