Zu holprig für den Erfolg
Gegen Dortmund hoffte Dynamo Dresden auf einen Vorteil, doch der schlechte Rasen wird in der Liga zum Problem
Am Mittwoch traf sich die Mannschaft von Dynamo Dresden wieder im Großen Garten. Mit schweren Beinen kamen die Fußballer zur Übungseinheit auf das Trainingsgelände des Drittligisten inmitten der barocken Parkanlage. Am Abend zuvor hatten sie Borussia Dortmund im Achtelfinale des DFB-Pokals einen harten Kampf geliefert, mit viel Einsatz und Laufbereitschaft das Spiel lange offen gehalten. Den Platz als Sieger verließ aber der Erstligist - nach zwei Toren des italienischen Nationalstürmers Ciro Immobilie.
Die 0:2-Niederlage war sicherlich auch ein Grund für die nicht allzu prächtige Gemütslage der Dresdner am Tag danach. Katerstimmung nach dem Feiertag: Mit 30 500 Zuschauern war Dynamos Stadion ausverkauft, die Atmosphäre erstklassig. Und abgesehen von der Schlussphase der Partie hatten die Dresdner gegen die Champions-League-Truppe vom BVB sogar die besseren Torchancen. Aber: »Das Spektakel ist vorbei«, hatte Justin Eilers schon kurz nach dem Abpfiff traurig resümiert. Dynamos Torjäger war auch gegen die Dortmunder zu vier Chancen gekommen. Aber im Gegensatz zu den Pokalspielen gegen den Zweitligisten Bochum und den Erstligisten Schalke 04 konnte der 26-Jährige sein Team diesmal nicht zum Sieg schießen.
Nun herrscht also wieder Fußballalltag in Dresden. Und auch der sorgt für schlechte Laune - wie am Mittwoch im Großen Garten. Angesprochen hatte das Thema BVB-Trainer Jürgen Klopp am Vorabend etwa einen Kilometer entfernt in den Katakomben des Stadions. »Dresden ist unfassbar schön«, schwärmte Klopp, »aber der Platz hier ist eine absolute Frechheit.« Das sollte keine Ausrede für die mäßige Leistung seiner Mannschaft sein. Vielmehr sorgte er sich um den Drittligisten. »Die Spieler haben mir verraten, dass der Trainingsplatz noch viel schlechter ist«, plauderte Klopp aus.
Keiner der Dresdner fühlte sich von den Worten des Erstligatrainers angegriffen oder beleidigt. Stattdessen: zustimmendes Schweigen oder wissendes Nicken. Auch Ralf Minge hatte Klopp gelauscht. »Nein«, widersprach der Sportdirektor von Dynamo Dresden im Gespräch mit »nd«, »mit den Platzverhältnissen müssen ja immer beide Mannschaften zurechtkommen.« Der Rasen sei bestimmt nicht der Grund für die Niederlage gewesen. Für die Partie gegen den Favoriten Dortmund mag das stimmen. Die spielstarken Borussen hatten tatsächlich große Probleme, ihr Kurzpassspiel auf den Platz zu bringen. Aber den Erstligisten schert der holprige braun-grüne Belag auch nicht mehr.
Die Dresdner hingegen müssen schon am Sonnabend wieder auf diesem »Rasen« auflaufen. Und dann sind sie in der 3. Liga gegen die SG Sonnenhof Großaspach der Favorit, der das Spiel machen muss. Der Gegner wird wie Dynamo am Dienstag gegen Dortmund tief stehen und auf Konter warten. Diese Konstellation ist im Ligaalltag Normalität für die Dresdener. Denn der Verein will aufsteigen, lieber früher als später. Es müsse nicht in dieser Saison sein, sagt Minge. Aber: »Klar, solch ein Projekt können wir nicht über vier Jahre vermitteln«, spricht er das hohe »Anspruchsdenken im Verein und seinem Umfeld« an.
Beim Thema Stadion und Trainingsgelände kann Minge aber nur mit den Schultern zucken. Es liegt nicht in der Macht des Vereins, die Bedingungen dort zu verbessern. »Wir haben das Stadion gemietet, um darin Fußball zu spielen. Und dazu gehört nun mal ein ordentlicher Rasen«, erzählt Minge. Zuständig ist die betreibende Projektgesellschaft. Beim Trainingsgelände im Großen Garten ist die Situation noch verfahrener. Auch da ist die SG Dynamo nur Mieter, noch bis 2018. In der Sommerpause wurde dort zwar ein neuer Rollrasen verlegt, samt Beregnungsanlage und Drainage. Die Mängel beim Bau wurden aber schnell offensichtlich: kaum Grün, viel Braun. Dresden trainiert auf Sand. Der Verein hat einen Gutachter bestellt. Wann über dessen Ergebnis verhandelt wird, weiß bei Dynamo niemand.
»Wer will, dass Dresden aufsteigt, der muss dafür sorgen, dass ein neuer Rasen ins Stadion kommt und die Mannschaft ordentlich trainieren kann.« Mit diesen Worten hatte sich Jürgen Klopp am Dienstagabend verabschiedet. Nicht ohne zuvor die sportlichen Voraussetzungen zu loben: »Das sind alles Fußballer, die richtig gut spielen können.« Diese Erkenntnis nahmen auch die Dresdner selbst aus dem Pokalspiel mit. »Wir haben gesehen, was möglich ist«, hatte Eilers stolz gesagt.
Von der 2. Bundesliga wollte Ralf Minge nicht sprechen. Dresden ist mit fünf Punkten Rückstand auf die Aufstiegsplätze Achter. »Wir wollen versuchen, das Maximale rauszuholen«, lautet die Devise des Sportdirektors. Wenn es am Saisonende der vierte Platz werden würde, wäre Minge auch zufrieden. Denn damit hätte Dynamo die erneute Qualifikation für den DFB-Pokal und weitere Feiertage geschafft. Aus dem Landespokal, dessen Sieger im nationalen Wettbewerb starten darf, ist Dresden im Viertelfinale beim FC Oberlausitz Neugersdorf im November schon ausgeschieden. »Aber«, sagt Minge, »wenn wir auf Platz vier sind, dann ist der dritte ja auch nicht mehr weit weg.« Der Aufstieg ist also auch in dieser Saison noch ein Thema bei Dynamo Dresden.
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