Leipzig will Gasversorger VNG ganz

Größtes Ostunternehmen erzielte 2014 außergewöhnlich hohen Gewinn

  • Hendrik Lasch, Leipzig
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Verkauf einer Beteiligung bescherte dem Gasversorger VNG 2014 einen Gewinn von 184 Millionen Euro. Derweil will die Stadt Leipzig offenbar Mehrheitsgesellschafter werden.

Die Zahlen sind gut, aber nicht einfach zu wiederholen. Die Verbundnetz Gas AG hat für 2014 überraschend gute Geschäftszahlen vorgelegt. Das in Leipzig ansässige größte ostdeutsche Unternehmen erwirtschaftete einen Gewinn von 224 Millionen Euro, 50 Millionen mehr als im Vorjahr und deutlich mehr als vorhergesagt. Für den Gesamtkonzern fiel die Steigerung noch deutlicher aus: Die 1400 Mitarbeiter zählende Unternehmensgruppe steigerte den Überschuss von 89 auf jetzt 184 Millionen Euro. Vorstandschef Karsten Heuchert sah das als Beleg dafür, dass der Versorger »strategisch sehr gut aufgestellt« sei. Freuen werden sich auch zehn ostdeutsche Städte, denen zusammen knapp 26 Prozent des Unternehmens gehören. Dieses schüttet rund 73 Millionen Euro Dividende aus.

Blendende Geschäfte mit Erdgas sind für den Gewinn indes nur zum kleineren Teil verantwortlich. Er sei vielmehr »maßgeblich« durch den Verkauf einer Unternehmensbeteiligung beeinflusst. Wie hoch der erzielte Preis war, verrät man bei VNG nicht. Finanzvorstand Bodo Rodestock versichert aber, das Unternehmen habe sich »auch operativ verbessert«. Vor allem der Transport von Erdgas leiste »stabil positive Beiträge«, sagt Heuchert. Einer VNG-Tochter gehört ein 7200 Kilometer langes Leitungsnetz in Ostdeutschland.

Der Handel mit Gas und dessen Speicherung aber belasten das Ergebnis. VNG kann 2,7 Milliarden Kubikmeter Erdgas speichern; derzeit werden Kavernen für weitere 600 Millionen Kubikmeter im sachsen-anhaltischen Peißen errichtet. Für die Versorgungssicherheit ist das ebenso wichtig wie eigene Förderung. Die Erkundung von Feldern in Norwegen und Dänemark ist bisher aber ein Zuschussgeschäft und kostete 2014 einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Binnen fünf Jahren erwarte man aber Gewinne, sagt das zuständige Vorstandsmitglied Hans-Joachim Polk.

Keinen Kommentar gab der Vorstand naturgemäß zu den jüngsten Entwicklungen rund um die VNG ab: Der Konzern steht offenbar erneut vor gravierenden Veränderungen der Besitzverhältnisse. Zuletzt hatte der Energieversorger EWE aus Oldenburg seinen Anteil auf knapp 64 Prozent ausgebaut. Das schürte Befürchtungen, der Firmensitz könne nach Niedersachsen verlegt werden. Verstärkt wurden die Sorgen, weil die Sperrminorität der Ostkommunen durch den Ausstieg einzelner Städte immer wieder in Gefahr geriet. Diese Woche sprangen Leipzig und Wittenberg in die Bresche und kauften Nordhausen seinen 0,55-prozentigen Anteil ab. Allerdings überlegen auch Erfurt und Dresden, ob sie ihre deutlich größeren Aktienpakete versilbern.

Nun aber sieht es so aus, als wollte Leipzig der Abwanderung entschlossen vorbeugen - und EWE auszahlen. Die Stadtwerke-Holding LVV bestätigte »vertrauliche und kon- struktive Gespräche« über den Kauf der EWE-Anteile. Den Preis beziffert die »Mitteldeutsche Zeitung« auf 800 Millionen bis 1,4 Milliarden Euro. Weil Leipzig so viel Geld nicht hat, soll eine australische Bank als Co-Investor beteiligt sein. Wann die Gespräche abgeschlossen würden, sei nicht absehbar.

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