Vielstreiter
PERSONALIE
Während der entscheidenden Phase im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn kommt der neue Ärger für GDL-Chef Claus Weselsky denkbar ungelegen. Am Freitag erklärte das Landgericht Frankfurt am Main laut Medienberichten, die 2013 von Weselsky betriebene Abberufung seines (ehemaligen) Stellvertreters Thorsten Weske für unwirksam. Damit bleibt der 2012 vom höchsten Organ der GDL gewählte Weske theoretisch bis zum Ende der Amtszeit 2017 Vizechef. Neben Weske war 2013 mit Sven Grünwoldt ein weiterer GDL-Vizechef seines Postens enthoben worden. Über dessen Klage ist noch nicht entschieden. Kreise um Weselsky werfen Grünwoldt vor, er habe bei der GDL ein Darlehen für den Bau eines Eigenheims beantragt.
Das Frankfurter Gerichtsurteil indes könnte frisches Wasser auf die Mühlen von Weselskys gewerkschaftsinternen Widersachern leiten, die seit geraumer Zeit aus ihrer Kritik und Abneigung gegen den GDL-Chef keinen Hehl machen. So hat sich eine Oppositionsgruppe um Weselskys Vorgänger Manfred Schell und andere Ex-GDL-Vizechefs aus den 1990er Jahren herausgebildet, die Weselsky »rechtswidrige Säuberungsaktionen« gegen Kritiker vorwerfen und den Kampf um »Demokratie und Rechtsstaatlichkeit« in der GDL auf die Fahnen geschrieben haben. Der 70-jährige Schell fungierte bis 2008 als GDL-Chef und hat demonstrativ den Ehrenvorsitz niedergelegt. Er bereut heute, dass er Weselsky jahrelang als »Kronprinzen« aufgebaut hat. Die Vorwürfe seiner Gegner: Der GDL-Chef vertrage keine Kritik, sei nicht teamfähig und statt »kollegialen Miteinanders« herrsche in der Frankfurter Zentrale ein »Klima der Angst«.
Die Differenzen machen sich nicht nur am Führungsstil und Sympathie oder Antipathie fest. So äußern Kritiker massives Unbehagen an Strategie und Taktik im laufenden Tarifkonflikt und warnen vor einer nachlassenden Streikbereitschaft und Motivation der aktiven GDL-Mitglieder. Wie der 56-Jährige aus seinem Mehrfrontenkrieg nach außen und innen bis zum Sommer herauskommt, bleibt abzuwarten.
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