SPD hadert mit ihrer Rolle als ewiger Junior

Gabriel widerspricht: Ziel eines eigenen Kanzlers gilt

  • Vincent Körner
  • Lesedauer: 2 Min.
Die SPD debattiert über die die Folgen ihrer schlechten Umfragewerte. Dass Parteichef Gabriel die Wahlen 2017 schon verloren gegeben habe, wies dieser aber zurück.

Berlin. Während der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel einen Bericht zurückgewiesen hat, laut dem er sich auf eine längere Zeit ohne sozialdemokratischen Bundeskanzler einstelle, lebt in der Partei die Debatte über das Profil neu auf. »Die SPD muss als klare Alternative zur Union wahrgenommen werden«, sagte SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel gegenüber Spiegel online. »Wir müssen klar erkennbar sein als die Partei, die sich mit den Herausforderungen der Zukunft beschäftigt: Familienpolitik, Chancengleichheit bei Bildung und Arbeit«, sagte der hessische Politiker. Er widersprach auch dem Eindruck, der SPD-Vorsitzende Gabriel könnte die Bundestagswahl 2017 bereits verloren gegeben haben. Schäfer-Gümbel sprach von »grobem Unfug«.

Am Wochenende hatten Berichte die Runde gemacht, nach denen Gabriel intern die Wahlen von 2017 praktisch verloren gegeben habe. Im »Spiegel« hatte es geheißen, Gabriel sehe zwischen Union, Grünen und Linkspartei für die Sozialdemokraten »nur ein Potenzial von 27 Prozent«. Die SPD stagniert in Meinungsumfragen seit Monaten bei Werten um die 25 Prozent. Laut aktuellen Zahlen der Forschungsgruppe Wahlen kommen sogar SPD, LINKE und Grüne zusammen nur auf den Wert, den auch die Union erreicht - 43 Prozent.

Gabriel nannte den Bericht auf einem Parteitag der schleswig-holsteinischen SPD in Neumünster Quatsch und sagte, der »Spiegel« sei »manchmal eher ein Satiremagazin«. Aus seinem Umfeld hieß es, er habe mit Blick auf den Bericht »die rhetorische Frage« gestellt, wie er dazu käme »eine Wahl verloren zu geben, die erst in zweieinhalb Jahren stattfindet«. Auch SPD-Vize Ralf Stegner sagte in Neumünster, trotz kontroverser Diskussionen habe es in der Sitzung, auf die der Bericht abhob, keine depressive Grundstimmung gegeben. Das angeführte Zitat sei so nicht gefallen. Mit 81,9 Prozent wurde Stegner in Neumünster in seinem Amt bestätigt; vor knapp zwei Jahren hatte er nur 78,2 Prozent erhalten. In einer kämpferischen Rede rief Stegner seine Partei auf, ihr Profil zu stärken. Bei Wahlen habe sie nur eine Chance, wenn die Menschen die Unterschiede zur Union wahrnähmen.

Der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Matthias Höhn, hatte mit Verwunderung auf die angeblich pessimistischen Äußerungen Gabriels reagiert. »Die LINKE hat die Bundestagswahl 2017 nicht verloren gegeben«, sagte Höhn im Sozialen Netzwerk Facebook. »Wenn der SPD-Spitze die Motivation und die Ideen abhanden gekommen sind, dieses Ziel zu erreichen, sollte sich die Sozialdemokratie eine neue Spitze suchen.« Kommentar Seite 4

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