Dritte Amtszeit für Magdeburgs OB Lutz Trümper
Fast 70 Prozent für von Nazis bedrohten SPD-Politiker
Magdeburg. Lutz Trümper (SPD) bleibt Oberbürgermeister von Magdeburg. Am Sonntag setzte sich der 59 Jahre alte Amtsinhaber im ersten Wahlgang gegen sieben Gegenkandidaten durch. Nach dem vorläufigen Endergebnis erreichte Trümper 69,2 Prozent der Stimmen und damit die nötige absolute Mehrheit. Er lag deutlich vor der CDU-Kandidatin Edwina Koch-Kupfer (10,1 Prozent) und LINKE-Bewerber Frank Theile (9,1 Prozent).
Trümper musste in der Schlussphase des Wahlkampfs unter Polizeischutz gestellt werden, nachdem ihn mehrere Drohbriefe aus der Naziszene mit SS-Runen und Hakenkreuze erreicht hatten. Zuvor war in einem Kommentar auf der Internetseite des Magdeburger Pegida-Ablegers Magida eine Morddrohung gegen ihn gepostet worden. Bereits 2007 war Trümper von Neonazis bedroht worden, ann, nachdem er auf einem städtischen Friedhof einen Kranz hatte entfernen lassen, mit dem Rechtsextremisten die Opfer der Zerstörung Magdeburgs 1945 für ihre Zwecke vereinnahmen wollten.
Die Wahlbeteiligung bei der Bürgermeisterwahl an diesem Sonntag betrug 35,5 Prozent und lag damit ähnlich hoch wie 2008. Der promovierte Chemiker Trümper ist seit 2001 Rathauschef in der rund 230 000 Einwohner zählenden Landeshauptstadt. Er kann nun in seine dritte Amtszeit starten. Sie dauert sieben Jahre.
Im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Wahlen konnte sich Trümper nochmals steigern: Während er vor 14 Jahren noch in die Stichwahl gehen musste, hatte er 2008 schon im ersten Wahlgang mit 64 Prozent der Stimmen gewonnen. Nun konnte er seinen Stimmenanteil erneut ausbauen. Magdeburg, das zu DDR-Zeiten eine Stadt des Schwermaschinenbaus war, setzt unter Trümper zunehmend auf Familienfreundlichkeit und Kultur sowie Wissenschaft und Wirtschaft.
Wie in Magdeburg setzten auch die Wähler in Merseburg und Aschersleben mehrheitlich ihr Kreuz für die Amtsinhaber. So behält Merseburg seinen Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU). Bei der Wahl am Sonntag setzte sich der 48-Jährige gegen seinen einzigen Gegenkandidaten, den technischen Controller Daniel Fleischhauer (SPD), durch.
Laut dem vorläufigen Endergebnis erhielt Bühligen knapp 69 Prozent der Stimmen, Fleischhauer kam auf gut 31 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 24,6 Prozent. Etwa 28 800 Einwohner der Stadt im Saalekreis waren an die Wahlurnen gerufen. Merseburg wird seit dem Jahr 2008 von OB Bühligen regiert - er startet also in seine zweite Amtszeit.
In Aschersleben (Salzlandkreis) bleibt Andreas Michelmann (55) Stadtoberhaupt - wie schon seit 1994. Der von der Wählerinitiative Die Aschersleber Bürger (Widab) unterstützte Michelmann erhielt laut vorläufigem Ergebnis 76 Prozent der Stimmen. Damit ließ er seinen einzigen Wettbewerber Ralf Klar von der CDU (24 Prozent) deutlich hinter sich. Die Wahlbeteiligung in der ältesten Stadt Sachsen-Anhalts erreichte laut dem vorläufigen Ergebnis 42,5 Prozent. dpa/nd
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