Was überflüssig ist und was nicht
Versicherungsschutz im Alter (Teil 2 und Schluss)
Auf dem Kündigungs-Index ganz oben steht die (teure) Berufsunfähigkeitsversicherung. Schon ein paar Jahre vor Rentenbeginn ist diese kaum noch zu empfehlen, weil die Kosten im Vergleich zu einem möglichen Nutzen immer ungünstiger ausfallen. Viele Verträge enden allerdings ohnehin mit einem bestimmten Alter. Auch hier lohnt ein Blick ins Kleingedruckte Ihres Vertrages. Ist die Berufsunfähigkeitspolice Teil eines Kapitallebensversicherungspaketes, kann sie übrigens gesondert gekündigt werden.
Haftpflichtversicherung
Auch über die Haftpflichtversicherung sollten Sie gut nachdenken: Die heute üblichen hohen Versicherungssummen von 5 oder gar 10 Millionen Euro sind im Alter überholt. Jene waren begründet, solange Kinder im Hause lebten und zudem die Gefahr bestand, dass Sie im Schadenfall viele Jahrzehnte lang für Krankenkosten und Rentenzahlungen eines Opfers aufkommen müssten. Versicherer bieten günstige Seniorentarife an.
Kfz-Versicherung
»Und schauen Sie auch einmal in ihren Kfz-Vertrag«, empfiehlt Motorradfahrerin Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale in Düsseldorf noch. Da man nicht mehr zur Arbeit fahre, könnten Sie die Kilometerpauschale kürzen. Auch das spart Geld.
Hausratversicherung
Wenn Sie manchen Versicherungsvertrag »abspecken« oder gar ganz kündigen, so könnte manche Police doch auch eine gewisse Auffrischung vertragen. Haben Sie nicht gerade Ihre Wohnung renoviert? Oder noch einmal neue Möbel gekauft - vielleicht endlich aus edlem Massivholz?
In solchen Fällen lohnt es sich, alle Policen rund um Wohnung und Haus durchzugehen und etwa die Hausratversicherung gegebenenfalls sogar aufzustocken (und nach fünf und zehn Jahren stufenweise wieder zu reduzieren).
Unfallversicherung
Deutschlands Unfallstatistik führen ältere Semester an. Der Abschluss einer Unfallversicherung könnte sich also auch für Sie noch auszahlen. Der Versicherer zahlt nach einem Unfall eine bestimmte Summe. Diese berechnet sich nach der »Gliedertaxe«: Je nach vermeintlicher Wichtigkeit eines Körperteils zahlt das Assekuranzunternehmen mehr oder weniger Geld an das Opfer. Auch in diesem Fall sollten Sie allerdings Kosten, möglichen Nutzen und Ihre finanziellen Möglichkeiten genau gegeneinander abwägen.
Sterbegeldversicherung
»Langfristig sind wir alle tot.« Dieser berühmte Satz des Wirtschaftswissenschaftlers John Maynard Keynes gilt leider - oder Gott sei Dank - auch für Nicht-Ökonomen. Mit einer Sterbegeldversicherung können Sie sich wenigstens der Sorge entledigen, Ihre Nachkommen mit hohen Beerdigungskosten zu belasten.
Wie bei der Unfallversicherung ist es langfristig preiswerter, wenn Sie die Police bereits vor Rentenbeginn abschließen, und zwar einzeln. Denn in den flott beworbenen Versicherungspaketen für Senioren sind meist Produkte hereingelegt, die für Sie unnötig sind und den Preis nach oben treiben. Versicherungsexperten bewertet Sterbegeldversicherungen sogar generell als »überzahlt«: Für Jüngere genüge die ohnehin kaum verzichtbare Risikolebensversicherung; Ältere sollten das Geld lieber in Banksparprodukte anlegen.
Krankenversicherung
Kommen wir noch einmal zur Krankenversicherung und damit zu etwas Erfreulichem zurück: Auch in der Reisestatistik liegen Senioren ganz vorne! Wer sich im Winter gerne auf Mallorca sonnt oder häufig ins benachbarte Polen fährt, der sollte schnell über eine Auslandsreise-Krankenversicherung nachdenken.
Wenn aufgrund eines Unfalls oder einer Erkrankung eine Behandlung notwendig wird, zahlt die Kasse oft nicht oder der Versicherer erst nach längerem Zögern. Die Regeln sind aber von Land zu Land und von Kasse zu Versicherer verschieden. Erkundigen Sie sich rechtzeitig. Für Daueraufenthalte kann ein Langzeitpolice zweckmäßig sein.
Wer monatelange sein Heim verlassen will, sollte vorher mit dem Hausratversicherer Rücksprache nehmen, ob der Schutz gewahrt bleibt. Für kürzere Urlaubsaufenthalte können Sie preiswerte, meist auf sechs Wochen befristete Verträge abschließen. Gute Reise!
Hermannus Pfeiffer
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!