Sorben als Feindbild

Nach Angriffen in Sachsen sieben Tatverdächtige gefasst

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Feindlichkeit gegenüber Sorben in Sachsen nimmt zu. Die Täter scheinen fest in der rechten Szene verankert zu sein.

Bautzen. Nach Übergriffen auf Sorben in der Lausitz sind einem Zeitungsbericht zufolge nun erstmals Tatverdächtige gefasst worden. Nach Fahndungen durch Ermittler wurden sieben mutmaßliche Täter im Alter zwischen 18 und 21 Jahren gefasst, berichtet die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«. Die Tatverdächtigen seien polizeilich bekannt, weil sie auch bei rechten Demonstrationen, bei Kundgebungen der »Pegida«-Bewegung sowie bei Auseinandersetzungen um das zur Flüchtlingsunterkunft umgewidmete »Spreehotel« in Bautzen aufgefallen waren.

In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Übergriffe auf junge Sorben in der Lausitz. Experten sprachen von einer regelrechten »Welle der Gewalt«. So sollen sorbische Jugendliche von Rechtsextremen zusammengeschlagen worden sein. Schilder von Orten, in denen Sorben wohnen, wurden mit Davidssternen oder Hakenkreuzen beschmiert. Slogans wie »Sorben raus« oder »Hooligans gegen Sorben« tauchten in der Öffentlichkeit auf. Die vermehrten Übergriffe und Anfeindungen auf Sorben sollen im Mai 2014 begonnen haben.

Jan Nuck, der bis 2011 Vorsitzender der Domowina, des Bundes der Sorben, war, sagte der Zeitung: »Tätliche Angriffe in dieser Form hat es weder im Sozialismus noch in den Jahren nach der Wende gegeben.« In den vergangenen Jahren hätten sorbenfeindliche Tendenzen stark zugenommen. Die Übergriffe wertete er als Ausdruck »einer generellen gesellschaftlichen Unzufriedenheit«. Allerdings würden Wirtschaft, Tourismus und alles, was die Oberlausitz dringend brauche, durch Angriffe auf Ausländer wie auf Sorben in Gefahr geraten. Schätzungen zufolge leben noch rund 60 000 Sorben in Deutschland. Zwei Drittel davon wohnen in der sächsischen Oberlausitz, ein Drittel in der Niederlausitz, die zu Brandenburg gehört. epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -