Schulterzucken für die Lehrer
Rainer Balcerowiak vermisst die gesellschaftliche Solidarität
Die Tarifrunden für den Öffentlichen Dienst der Länder verlaufen seit Jahren nach einem festen Ritual. Es beginnt mit gewerkschaftlichen Forderungen, die von den Arbeitgebern als vollkommen überzogen zurückgewiesen werden. Es folgen, begleitet von mehr oder weniger heftigen Warnstreiks, mehrere ergebnislose Verhandlungen. Schließlich kommt es zum Showdown, den die Gewerkschaften als letzte Möglichkeit einer gütlichen Einigung ankündigen. Dort einigt man sich auf einen Kompromiss, den beide Seiten als Erfolg verkaufen können. Die diesmal vereinbarte Lohnerhöhung um 4,6 Prozent ist sicherlich nicht der große Wurf, aber durchaus ansehnlich.
Doch leider gehört es auch zu diesem Ritual, dass die zentrale Forderung der GEW nach einheitlicher Besoldung angestellter Lehrer in allen Bundesländern von der verhandlungsführenden Gewerkschaft ver.di dabei stets fallen gelassen wird, um den angestrebten Kompromiss mit den Arbeitgebern nicht zu gefährden. Dabei müsste die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit eigentlich ganz oben auf der Agenda gewerkschaftlicher Tarifpolitik stehen. Doch die Lehrer sollen auch weiterhin der Besoldungswillkür der einzelnen Länder ausgeliefert bleiben, was ver.di - wie schon in den vergangenen Tarifrunden - wenig mehr als ein bedauerndes Schulterzucken wert ist. Solidarisches Handeln der DGB-Gewerkschaften im Öffentlichen Dienst stellt man sich anders vor.
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