Hertha hält Paderborn unter sich
Berliner kommen Bundesligaklassenerhalt nach Heimsieg gegen Paderborn näher, lehnen Glückwünsche aber ab
Zwischen der aktuellen Gefühlswelt aller Akteure bei Hertha BSC und der beim Rückrundenstart liegen Welten. Anfang Februar taumelten die Berliner anscheinend unaufhaltsam dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga entgegen. Allzu oft stellten die Fans die Unterstützung für ihre Mannschaft noch vor Spielende ein und jeder Gegentreffer schien Gift für die Spieler in blau und weiß zu sein. Zwei Monate später hat sich die Stimmung merklich zum Positiven verändert.
Die umgekehrte Entwicklung zeigt sich hingegen in Paderborn. Nach einer überraschend guten ersten Saisonhälfte stürzte der von Trainer André Breitenreiter zum »krassesten Außenseiter aller Zeiten« erklärte Aufsteiger aus Ostwestfalen in der Tabelle weiter und weiter ab und belegt nach der 0:2-Niederlage bei Hertha nunmehr den vorletzten Platz.
Dabei hatten sich beide Mannschaften in einer ereignisarmen ersten Halbzeit meist neutralisiert. »Wir mussten geduldig spielen. Paderborn ist eine gute Mannschaft«, lobte Dardai die Gäste dann auch nach dem Schlusspfiff. Gästetrainer Breitenreiter hatte seine Mannschaft bis zum Führungstreffer für Hertha durch Valentin Stocker sogar als die Bessere gesehen. »Hertha hat einfach beim Freistoß entschlossener nachgesetzt. Danach haben wir alles versucht und mussten auf Risiko gehen«, sagte der Trainer. So entwickelte sich die zweite Hälfte temporeicher, wenngleich immer noch nicht hochklassig. Nico Schulz sorgte schließlich mit einem sehenswerten Volleyschuss ins kurze Eck für die Entscheidung in der 88. Minute. »Es tat so gut, den Ball so zu treffen«, erklärte der 20-Jährige.
»Ich würde noch nicht sagen, dass wir gesichert sind«, erwiderte Schulz schließlich auf die Frage nach dem vorzeitigen Klassenerhalt. »Aber wir sind auf einem guten Weg.« Auch Trainer Dardai weiß, dass sieben Punkte Abstand zum Relegationsplatz bei sieben ausstehenden Spielen keineswegs den sicheren Klassenerhalt für Hertha BSC bedeuten. Dementsprechend vorsichtig reagierte er nach dem Spiel auf die Glückwünsche von Kollege Breitenreiter zum vorzeitigen Ligaverbleib. »Ich denke noch nicht, dass wir den Klassenerhalt sicher haben. Wir haben ein sehr wichtiges Spiel in Hannover vor uns«, mahnte der Ungar.
Erleichtert war Valentin Stocker ob seines Premierentors in Berlin. »Es war sehr schön, nach der langen Zeit endlich mein erstes Tor für Hertha zu schießen, und dass es dann noch für den Sieg gereicht hat«, so der Schweizer Nationalspieler. Und auch Stocker kommentierte die Chancen auf den Ligaverbleib noch mit Zurückhaltung. »Man muss vorsichtig bleiben. Wenn man die ganze Saison verfolgt hat, weiß man, dass es ganz schnell wieder in die andere Richtung gehen kann.« Den plötzlichen Aufwärtstrend seit Jahresbeginn konnte aber auch Stocker nicht erklären: »Das ist doch auch das Faszinierende am Fußball.«
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