Antigriechisches Allerlei

Katja Herzberg zur vorauseilenden Kritik an Tsipras’ Moskau-Besuch

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

Die vielbeschworenen europäischen Partner machen Griechenland Vorschriften. Wieder einmal. Der griechische Premier halte seinen Antrittsbesuch in Russland »zur Unzeit« ab, meint die CSU. Alexis Tsipras solle bloß nicht auf die Idee kommen, »Extra-Abmachungen« mit Wladimir Putin auszuhandeln, ließ die EU-Kommission verlauten. Selten hat ein Staatsbesuch noch vor seinem Beginn derart viele Wortmeldungen in eine Richtung hervorgerufen: Griechenland dürfe die Linie der EU-Politik nicht verlassen.

Dabei gibt es die eine Stimme, mit der die Europäische Union sprechen könnte, derzeit gar nicht. Die mahnenden Worte und gen Griechenland gerichteten Zeigefinger machen vor allem eines deutlich: Ob in Brüssel oder Berlin - alle Beteiligten wollen nur das Maximum an Einfluss auf den sogenannten Konsens haben - sei es zu den Sanktionen gegen Russland oder in der Frage der Lösung der Wirtschafts- und sozialen Krise in Europa -, nicht aber eine echte Verständigung und Einigung erreichen und vertreten.

Dies wäre dringend geboten statt in ein antigriechisches Allerlei zu verfallen. Denn weder die Menschen in Hellas, die unter der Krise leiden, noch die in der Ukraine, die den jüngsten Krieg auf europäischem Boden erleben müssen, interessiert, wer seinen Profithunger am besten stillt. Das hat nicht zuletzt die Wahl in Griechenland im Januar gezeigt. Dabei hatten sich die Menschen für eine Politik des Mit- und nicht des Gegeneinanders entschieden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -